Erziehermangel in Kindergarten und Kita
Bis 2025 fehlen in Deutschland 300.000 ErzieherInnen!
Dieser Satz ging nicht nur in den letzten Wochen und Monaten durch die Medienlandschaft. Bereits im Jahr 2019 warnte die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) vor einem Mangel an qualifizierten Fachkräften. Der gesellschaftliche Aufschrei blieb nicht aus und der Beruf des Erziehers/der Erzieherin ist, nicht zuletzt durch die Notbetreuung während der Corona-Krise, erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Wie wirkt sich der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung aus? Wie kann der Einstieg in den Erzieherberuf attraktiver gemacht werden?
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Gründe für den Fachkräftemangel bei ErzieherInnen
Die Auslöser für die aktuelle Krise im Bereich der pädagogischen Fachkräfte haben ihren Ursprung in diversen Bereichen. Zum einen ist durch den Ausbau der Kinderbetreuung der Personalschlüssel stark beeinflusst worden. Zum anderen verliert die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher zunehmend an Attraktivität. Die Gründe für den Mangel an Nachwuchskräften sind hierbei vielfältig.
Die rein schulische, unbezahlte Ausbildung schreckt viele Berufseinsteiger ab, obwohl sie den Beruf an sich als sinnstiftend und erstrebenswert ansehen. Mangelnde Aufstiegschancen und die branchenübliche Bezahlung in diesem Bereich tun ihr übriges, um gerade junge Menschen davon abzuhalten den Weg in den Beruf einzuschlagen. Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend bescheinigt potenziellen Nachwuchskräften das Interesse am Erzieherberuf, zeigt aber ebenfalls auf, welche Hürden zu überwinden sind, um die dringend benötigten Fachkräfte wirklich zu gewinnen. Aktuell werden durchschnittlich 11 Bewerbungen auf eine freie Stelle versendet. Im Erzieherbereich sind es gerade einmal 5 Bewerbungen.
Die Besetzung einer freien Stelle in Kindergärten und Kitas dauert in der Regel über 100 Tage. Hinzu kommt, dass unter den pädagogischen Fachkräften aktuell jede dritte Arbeitnehmerin/jeder dritte Arbeitnehmer über 50 Jahre alt ist. Der Nachwuchs an Fachkräften ist also dringend notwendig und doch schwer zu realisieren.
Aktuelle Lösungsansätze
Die Praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zeigt erste Erfolge im Bereich der Nachwuchsgewinnung im Bereich der pädagogischen Fachkräfte. Durch die, in einigen Bundesländern bereits erfolgreich eingeführten, vergüteten Ausbildung zeigt sich ein erster Aufwärtstrend, was die Erzieherinnen und Erzieher in Ausbildung angeht. Gerade der Aspekt der vergüteten Ausbildung ist ein nicht unerheblicher Punkt, der die Entscheidung für oder gegen die Erzieherausbildung beeinflusst. Laut der vor kurzem veröffentlichten Studie des BFSFJ interessieren sich zwar 22% der Frauen unter 45 Jahren und 8% der Männer für diesen Berufsweg, allerdings haben sich 12% der ernsthaften Interessenten wegen der fehlenden Bezahlung gegen die Ausbildung entschieden. Lösungsansätze werden in Form von der bereits erwähnten praxisintegrierten Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher sowie durch neue Perspektiven mit einem Aufstiegsbonus geliefert. Durch den Bund werden Träger finanziell unterstützt, um eine Vergütung der Auszubildenden zu gewährleisten. Eine Fokussierung auf die Praxis findet nun von Beginn an statt und wird ebenfalls finanziell unterstützt.
Für die bereits vorhandenen Fachkräfte wird die Weiterbildung zur Ausbilderin/zum Ausbilder attraktiver, indem hierfür finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Auch eine zeitliche Freistellung gehört zu den vorgeschlagenen Maßnahmen. Die Aufstiegschancen für Erzieherinnen und Erzieher gestalten sich vielfältig. Für den jeweiligen Träger der Einrichtungen werden Gelder bereitgestellt, die den Fachkräften Weiterbildungen und Qualifikationen in den Bereichen Grundschule oder Sozialraum ermöglichen. Auch die Gewinnung von männlichen Fachkräften ist Teil der aktuellen Bestrebungen. Quereinsteiger stehen ebenfalls im Fokus der Personalentwicklung.
Ausblick auf die folgenden Jahre
Im Zuge der allgemein zumeist späteren Verrentung pädagogischer Fachkräfte, zeigt sich zu Beginn der angekündigten Ganztagsbetreuung in Grundschulen ein gravierendes Bild. Experten prognostizieren einen Mangel an pädagogischen Fachkräften, der sich zwischen 150.000 und 300.000 Erzieherinnen und Erziehern bewegt. Die aktuell angedachten Maßnahmen sollen hierfür eine solide Basis schaffen, um den Nachwuchs für Kindergarten und Kita sowie Grundschulen zu sichern. Gleichzeitig sind ernsthafte Anstrengungen wichtig, um älteren Fachkräften die Arbeit in den Einrichtungen zu erleichtern und um ein gesundheitlich bedingtes vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf zu vermeiden. Neben einer gut geführten Supervision und Intervision, in denen ältere und jüngere Fachkräfte den aktiven Austausch miteinander anstreben, sind Alltagshelfer und angepasste Arbeitsbedingungen und -zeiten maßgeblich für die Inkorporation aller Fachkräfte.
Beispiele für praktische Alltaghelfer finden sich bereits in vielen Einrichtungen. Sei es der Wickeltisch mit Treppe oder eine Lärmampel im Gruppenraum, die es Kindern und Fachkräften erleichtert, Lautstärke zu visualisieren. Auch Erzieherstühle und rollbare Tische erleichtern die tägliche Arbeit und das nicht nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Ü50. Prophylaxe ist hier ein Stichwort, dass gerade in Bezug auf den Beruf der Erzieherin/des Erziehers oft zu hören ist, in der Praxis aber allzu oft untergeht. Fachkräftesicherung beginnt dort, wo die Gesundheit der Fachkräfte unterstützt und erhalten wird. Neben praktischen Alltagshelfern in der pädagogischen Arbeit, sind auch eine ausgeglichene Arbeitsorganisation und gute Teamarbeit von enormer Wichtigkeit. Auch regelmäßige Fortbildungen in Wunschbereichen wirken sich positiv auf die Grundeinstellung zum eigenen Beruf aus.
Der Bedarf an neuen Erzieherinnen und Erziehern ist da. Der Bedarf, Fachkräfte über 50 Jahren im Beruf zu halten, ist ebenfalls nicht zu leugnen. Wenn nun die notwendigen Weichen gestellt werden, steht einer optimalen Betreuung der Kleinsten nur noch sehr wenig im Weg.
Quellen:
- Geiger, Kristina (2019): Personalgewinnung. Personalentwicklung. Personalbindung. Eine bundesweite Befragung von Kindertageseinrichtungen. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFF Studien, Band 32. München
- www.weiterbildungsinitiative.de
- de.statista.com
- doku.iab.de
- www.iab.de
- www.fachkraeftebarometer.de
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