Ideen für Leseprojekte und Leseorte an Schulen
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Deutscher Lesepreis: Herausragende Leseförderung an Schulen
Seit 2013 werden besonders herausragende und innovative Leseförderungsmaßnahmen mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet und seit 2016 wird der Preis auch in der Kategorie „Herausragende Leseförderung an Schulen“ vergeben.
Über 200 Bewerbungen mit unglaublich vielen tollen Ideen zur Leseförderung gingen 2017 allein in dieser Kategorie ein. Das zeigt, wie groß das Engagement an Schulen ist, Kindern nicht nur Lesen beizubringen, sondern darüber hinaus Freude am Lesen zu vermitteln. Denn nur wer gerne liest, liest auch viel und verbessert seine Lesekompetenz :)
Der Deutsche Lesepreis:
Am 6. November 2019 wurde der Deutsche Lesepreis in Berlin zum siebten Mal verliehen.
Die Initiatoren Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung sowie ihre Partner ehrten in diesem Jahr sechzehn Preisträger in den Kategorien „Herausragendes individuelles Engagement“, „Herausragendes kommunales Engagement“, „Herausragende Sprach- und Leseförderung in Kitas“, „Herausragende Leseförderung an Schulen“, „Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien" sowie den Sonderpreis für prominentes Engagement, der an Nazan Eckes ging.
Als langjähriger Partner der Stiftung Lesen fördert die Arnulf Betzold GmbH den Preis in der Kategorie „Herausragende Leseförderung an Schulen“.
Weitere Informationen dazu finden Sie im Blogbeitrag "Deutscher Lesepreis 2019: Deutschland auf dem Weg zum Leseland" und auf unserem YouTube-Kanal Betzold TV:
Wir finden die Ansätze und Ideen für Lese-Projekte, -Maßnahmen und -Aktionen der teilnehmenden Schulen so inspirierend und toll, dass wir Ihnen hier einige davon vorstellen möchten. Vielleicht können Sie die eine oder andere Anregung auch an Ihrer Schule umsetzen, um die Lesebegeisterung Ihrer Schüler zu wecken und zu stärken :)
Projekte und Aktionen zur Steigerung der Lesemotivation und Lesekompetenz
Ein wichtiges Kriterium für die Jury des Deutschen Lesepreises war es, gut durchdachte Gesamtkonzepte zur Leseförderung auszuzeichnen. Gesucht waren Schulen, an denen Lesen Teil der Schulkultur ist und Leseförderung nicht vor Klassenstufen und Fächergrenzen haltmacht.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen einige Bausteine aus den Konzepten der nominierten Schulen aus den Jahren 2016 bis 2019 vorstellen:
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Schüler lesen Kindergartenkindern vor:
Die „Großen“ aus der Grundschule lesen den „Kleinen“ aus dem Kindergarten oder der Kindertagesstätte vor und beide Seiten profitieren davon.
Projekte dieser Art sind auch unter der Bezeichnung „Book Buddys“ bekannt.Ausführlichere Infos zu diesem Projekt finden Sie auch im Blog-Beitrag „Book Buddys – Ein Projekt zur Leseförderung“.
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Lesenacht:
Lesenächte sind für Schüler immer besonders eindrückliche Erlebnisse. Gerade die langen Winterabende, an denen es schon früh dunkel wird, eignen sich prima dafür. Und so haben Sie auch die Wahl, ob die Schüler im Klassenzimmer übernachten dürfen oder nach dem Leseabend von den Eltern abgeholt werden.
Für eine gelungene Lesenacht brauchen Sie bequeme Sitz- und Liegegelegenheiten, angenehmes Leselicht und gute Bücher – am besten zu einem spannenden Thema :)
Je nach Alter der Kinder lesen die Schüler sich gegenseitig oder Sie ihnen vor.Im Anschluss kann dann gemeinsam über das Gehörte diskutiert werden. Noch spannender wird es, wenn die Erzählungen durch Aktionen ergänzt werden, bei denen die Kinder selbst kreativ werden können (z. B. ein Schattenspiel zur Geschichte, Umdichtung des Endes der Geschichte oder Ideen für eine Fortsetzung). Besonders geeignet ist die Lesenacht für die Klassenstufen eins bis sechs.
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Leseförderung mit Hund
Die Grundschule „Am Stollen“ in Ilmenau (3. Platz beim Deutschen Lesepreis 2018) setzt, wie inzwischen immer mehr Schulen, auf tierische Leselernhelfer. Einmal pro Woche dürfen Schüler Hund Barny vorlesen. Der große Vorteil: Tiere kritisieren und werten nicht und geschulte Hunde sind geduldige Zuhörer, die sich zudem über Streicheleinheiten freuen. Schüchterne und verhaltensauffällige Kinder profitieren besonders von der Vorlesezeit mit Hund.
Mehr Informationen, wie Hunde im Bereich der Leseförderung eingesetzt werden können, gibt’s im Beitrag „Leselernhelfer auf vier Pfoten“. -
Lesetandem
In den Lesekonzepten einer ganzen Reihe von Schulen sind Lesetandems ein fester Bestandteil. Das Lesetandem gehört zu den Lautleseverfahren und wird als Partnerarbeit durchgeführt. In der Regel bestehen die Tandems aus einem Schüler, der bereits gut lesen kann (oder einem Erwachsenen), dem „Lesetrainer“, und einem „Lesesportler“, der seine Lesekompetenz noch trainieren muss.
Die Texte werden mehrmals hintereinander gelesen, oft werden vier Durchgänge empfohlen. Zu den Trainingsmethoden gehören das gemeinsame Lesen von Texten und das halblaute oder laute Vorlesen, wenn sich der Lesesportler sicherer mit dem Text fühlt. Dadurch sollen Lesegeschwindigkeit und –genauigkeit, eine richtige Betonung der Worte und eine Automatisierung von Wortbildern gefördert werden. Der Trainer kann seinen Schüler bei Schwierigkeiten unterstützen, indem er Fehler verbessert und unbekannte Worte erklärt. Auch er übt seine Lesekompetenz, da man Fehler nur erkennt, wenn man genau mitliest. Und ganz wichtig: Der Lesetrainer lobt seinen Sportler!
Das Training sollte am besten mehrmals pro Woche für etwa 15 Minuten durchgeführt werden.
Das wissenschaftlich gut evaluierte und ausgewertete Konzept soll Kinder helfen, flüssig lesen zu lernen. Denn flüssiges und sinnentnehmendes Lesen sind eng miteinander verbunden.
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Vorlesepausen:
Na klar, Schüler brauchen Pausen, um sich zu bewegen und auszutoben. Mindestens genauso wichtig sind aber auch Möglichkeiten, in ruhiger Atmosphäre zu entspannen und den Schulalltag kurz zu vergessen. Und wie könnte das besser klappen, als mit einer spannenden Geschichte?
In Vorlesepausen lesen meist ältere Schüler den Jüngeren ein- bis zweimal wöchentlich in einer Pause vor.
Kurzgeschichten, Märchen oder Lieblingsstellen aus Büchern machen den Kleinen Lust auf mehr und die Vorleser trainieren dabei ihre Lesefähigkeiten. -
Lesebazillus
In der Bücherei der Weibelfeldschule in Dreieich (1. Platz beim Deutschen Lesepreis 2017) grassiert der Lesebazillus! Er lebt in Büchern und je besser das Buch ist, umso größer ist der darin hausende Bazillus. Durch Lesen machen sich die Schüler auf die Suche nach dem größten Lesebazillus :)
Die Lesebazillus-Aktion findet in allen 5. Klassen der Schule statt: Die Schüler lesen Bücher, die Ihrem Lesevermögen und ihren Vorlieben entsprechen und füllen danach einen Steckbrief zu dem Buch aus. Neben allgemeinen Angaben dürfen sie hier schreiben, wie ihnen das Buch gefallen hat oder warum es ihren Geschmack nicht getroffen hat.
Die Schule verfügt über eine gut ausgestattete Bücherei mit eigenem Lesebazillus-Raum, in dem die Schüler aus vielen geeigneten Kinderbüchern ihre Lektüre auswählen können. Wenn die Kinder nach einigen Wochen ein oder mehrere Bücher gelesen und bewertet haben, stellen sie sie der Klasse im Rahmen einer Buchbesprechung vor. Zusammen mit den Mitschülern wird dann beratschlagt, in welchen Büchern die größten Lesebazillen wohnen (also welches die beliebtesten Bücher sind).
Zu diesen Büchern basteln, malen und schreiben die Schüler z.B. Plakate, Zeitungsberichte, Lieder und Gedichte. Diese kreativen Ergebnisse werden in der Bücherei und einer Buchhandlung ausgestellt.
Mehr über das Projekt erfahren Sie hier. -
Leseabenteuer-Spaziergang:
Im Rahmen einer Leseprojektwoche bietet die Hans-Carossa-Grundschule in Passau ihren Schülern einen Leseabenteuer-Spaziergang an. Überall im Schulgebäude werden nummerierte Sequenzen einer Geschichte aufgehängt. Die Schüler erhalten eine Karte mit der sie die Nummern finden können. Besonders toll: Sie können selbst entscheiden, wie die Geschichte weitergehen soll! So erliest sich jeder seinen eigenen Leseabenteuer-Spaziergang durch die Schule :)
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Freie Lesezeit
Gleich mehrere Schulen auf der Liste der 10 für den Lesepreis 2018 nominierten Schulen integrieren freie Lesezeiten in den Schulalltag. An einer Berliner Schule (Kath. Schule Bernhard Lichtenberg) gibt es ganze „Schmökerstunden“, die an zum Schuljahresbeginn festgelegten Tagen stattfinden. Die Schüler dürfen es sich dann mit ihrem Buch eine Schulstunde lang auf dem Schulgelände gemütlich machen.Regelmäßige freie Lesezeiten etablieren eine Leseroutine, was besonders für Schüler im Übergang zur Pubertät sinnvoll ist, um einen „Leseknick“ zu vermeiden. In den Schulen dauern die Leseeinheiten zwischen 10 und 20 Minuten und finden teilweise täglich statt. In der Regel wählen die Schüler ihre Lektüre selbst aus.
Damit die freie Lesezeit von den Schülern nicht als Zeitverschwendung angesehen wird, ist es wichtig ein paar Rahmenbedingungen festzulegen:
- Sie informieren die Schüler über die Ziele der Aktion: z.B. Interesse am Lesen etablieren, Lesekompetenz verbessern
- Wenn das Buch vergessen wird, steht eine Auswahl an Ersatzbüchern zur Verfügung.
- Das Lesen ist Teil des Unterrichts und die Schüler dürfen während der Lesezeit keine anderen Aufgaben erledigen.
- Während der Lesezeit muss es möglichst ruhig im Klassenzimmer sein.
- Sinnvoll ist es, die Schüler kurze Informationen über das Gelesene notieren zu lassen (gelesene Seitenzahl, Inhalt, Anmerkungen …) -
Literanauten:
Während es für Kinder viele Leseförderprojekte gibt, ist das Angebot für Jugendliche deutlich kleiner. Das Projekt „Literanauten überall“ wird vom Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. ausgerichtet und richtet sich v.a. an Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren. Gruppen begeisterter Leserinnen und Leser (z.B. an Schulen, Stadtbibliotheken oder Bücherclubs) in allen Bundesländern können daran teilnehmen und Lesebotschafter werden.
Sie entwickeln gemeinsam Maßnahmen, mit denen sie andere Kinder und Jugendliche fürs Lesen begeistern können, die bisher keinen Bezug oder Zugang zu Literatur hatten. Finanziell werden die ein- oder mehrtägigen Maßnahmen, die die Jugendlichen gemeinsam mit Bündnispartnern des Arbeitskreises für Jugendliteratur e.V. und z.B. der Schule entwickeln, durch das Förderprogramm „Kultur macht stark“ gefördert, das sich für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt.
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Autorenbesuche:
Das Treffen mit einer Autorin oder einem Autor, deren bzw. dessen Bücher man im Unterricht gelesen hat, ist ein tolles Erlebnis für Schüler.
Neben einer Lesung und einer kleinen Autogrammstunde erfahren sie mehr über die Arbeit eines Schriftstellers, wie man auf die Ideen zu den Büchern kommt, welche Bücher sie oder er selbst gerne liest oder wie man die Entscheidung für ein bestimmtes Genre trifft. Eine Autorenbegegnung kann beispielsweise über den Friedrich-Bödecker-Kreis organisiert werden.
Leseorte laden die Schüler zum Lesen ein
Einen großen Einfluss auf das Leseerlebnis hat auch die Umgebung in der wir lesen. An ruhigen, gemütlichen, warmen Orten mit ausreichend Licht fällt das Eintauchen in die Geschichten am leichtesten. Der Pausenhof oder der Platz im Klassenzimmer kann das nicht immer bieten.
Hier einige schöne Beispiele für Leseorte an den teilnehmenden Schulen, die Schüler teils als Ergänzung zum Unterricht, teils in ihrer Freizeit nutzen können:
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Lesestelen
Auf dem Schulhof der Janosch Grundschule in Troisdorf (2. Platz beim Deutschen Lesepreis 2019) wecken Lesestelen die Neugier der Schüler und motivieren zum Lesen. Die Stelen bestehen aus stabilen Holzsockeln auf denen sich Tafeln mit Texten befinden.
Damit sie von den Kindern gut gelesen werden können, sind die Tafeln leicht geneigt. Die Lesestelen haben durch ihre auffällige Form einen hohen Aufforderungscharakter. Und damit es nicht langweilig wird, werden die Inhalte immer wieder ausgetauscht.
Möglich sind zum Beispiel:
• Kurzgeschichten oder Sachtexte
• Gedichte
• Rätsel
• Texte von Schülern
• Fortsetzungsgeschichten
• Ideen für Pausenspiele
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Leseoase:
In einer Leseoase geht es gemütlich zu: Auf Sofas, Sitzkissen und Teppichen können es sich die Schüler mit einem Buch bequem machen. Eine Ecke in der Schulbücherei oder ein abgetrennter Bereich in der Aula eignen sich zur Einrichtung einer Leseoase. Sie sind auch ein idealer Ort, um Vorleserunden oder den Lese-Unterricht abzuhalten.
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Lese- und Büchereiecken:
Gleich vier der teilnehmenden Schulen haben in den Klassenzimmern ein bisschen Platz gefunden, um Leseecken mit gemütlichen Lesemöbeln und passendem Lesestoff einzurichten.
Tipps für die Einrichtung einer Leseecke und Infos zu ihren Vorteilen finden Sie im Beitrag „Eine Leseecke fürs Klassenzimmer“. -
Schülerbücherei:
Eine Bücherei für alle Schüler gibt es an jeder der teilnehmenden Schulen. In vielen können die Leser auf bequemen Sitzgelegenheiten gleich vor Ort mit dem Schmökern beginnen.
Am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt wurde eine ganz besondere Schulbibliothek geschaffen: Auf 280 m² können die Schüler im Lernatelier, einer modernen Multimedia-Schulbibliothek, lesen, recherchieren, lernen oder einfach nur entspannen.
Je nach Bedarf lernen sie an Arbeitsstationen, ziehen sich im abtrennbaren Lernstudio z. B. zum individuellen Lernen zurück oder lesen und entspannen auf gemütlichen Sitzgelegenheiten. Neben Büchern finden die Schüler dort z. B. auch Zeitschriften, DVDs, Spiele und Freiarbeitsmaterialien. Etwa 10.000 Medieneinheiten umfasst das Angebot des Lernateliers. -
Lese- und Schreibwerkstätten:
In diesen Werkstätten gibt es statt Sägen und Bohrer Bücher sowie Lese- und Schreibmaterialien.
An der Astrid-Lindgren-Schule in Nottuln können die Schüler z. B. zwischen Materialien zur Leseförderung in drei Schwierigkeitsstufen wählen. Abhängig von Klassenstufe und Leistungsstand lösen sie hier Leseaufgaben, um die Lesekompetenz weiter zu verbessern.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Viele weitere Projekte und Aktionen zur Steigerung der Lesemotivation und der Lesekompetenz von Schülern aller Klassenstufen bietet der Lehrerclub der Stiftung Lesen. Reinschauen lohnt sich!
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