Ernährungsbildung: Vermittlung von Ernährungskompetenz in der Schule
Zu viel Fleisch, Süßes und Fettiges – viele Kinder und Jugendliche ernähren sich nicht sehr gesund. Die Basis für bessere Ernährungsentscheidungen ist, überhaupt zu wissen, welche Nahrungsmittel warum eine gute Wahl sind.
In unserem Beitrag zur Vermittlung von Ernährungskompetenz erhalten Sie Infos zum Thema Ernährungsbildung und Tipps für Projekte, die Sie gut in Ihren Unterricht integrieren können.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Verantwortung als „Ernährungs-Vorbilder“: Familie und Schule
- Warum ist Ernährungskompetenz so wichtig?
- Früh übt sich, wer ein Ernährungsprofi werden will
- Schülerinnen und Schüler haben Interesse am Thema Ernährung
- Ernährungsbildung im Unterricht
- Klassenprojekte Vermittlung von Ernährungskompetenz
- Häufig gestellte Fragen zum Thema "Ernährungsbildung"
Verantwortung als „Ernährungs-Vorbilder“: Familie und Schule
Ernährung war lange ein Thema, das Kindern innerhalb der eigenen Familie nähergebracht wurde. Auch heute wird in den meisten Haushalten, vielleicht nicht täglich, aber doch regelmäßig gekocht und viele Eltern sind mehr denn je darauf bedacht, ihren Kindern Wissen über eine gute Ernährung mit auf den Weg zu geben.
Es gibt aber auch Kinder, die in der Familie keine Vorbilder in Sachen Ernährung haben. Vielleicht fehlt einfach die Zeit zum Zubereiten von frischem Essen, Geld oder die Eltern wissen selbst zu wenig darüber, was der Körper braucht, um fit zu bleiben.
Durch die Eingliederung von Ernährungsbildung z.B. in den Unterricht und ausgewogenes Schulessen können aber auch Schulen zur Vermittlung von wichtigem Ernährungswissen beitragen.
Warum ist Ernährungskompetenz so wichtig?
Kinder und Jugendliche müssen heute häufiger als wir in unserer Schulzeit selbstständig entscheiden, was und wo sie essen. Ist es morgens das traditionelle Pausenbrot, ein Apfel oder doch lieber Süßigkeiten vom Kiosk nebenan? Fällt die Wahl mittags auf die Schulmensa, den Schnellimbiss oder den Supermarkt? Gibt es zum Essen eine Cola, Wasser oder Saft? Und warum soll das eine besser sein als das andere, was bedeuten die Informationen auf den Lebensmitteletiketten und wie kocht man eigentlich?
Ohne das nötige Wissen stehen Schüler täglich vor Ernährungs-Fragen, die sie nicht reflektiert beantworten können. Natürlich kann die Wahl der Schülerinnen und Schüler auch trotz Aufklärung auf die Dönerbude fallen. Dann ist dies aber eine bewusste Entscheidung.
Früh übt sich, wer ein Ernährungsprofi werden will
Der erhobene Zeigefinger und die Verteufelung von bestimmten Nahrungsmitteln ist aber fehl am Platz und bewirkt höchstens eine Abwehrhaltung der Schülerinnen und Schüler. Optimal ist der spielerische Beginn der Ernährungserziehung bereits in Kindergarten und Grundschule. Kinder, die von klein auf regelmäßig Obst und Gemüse essen und von den Eltern ein gesundes Essverhalten vorgelebt bekommen, behalten diese positiven Ernährungsgewohnheiten eher bei, als Kinder bei denen dies nicht der Fall ist.
Schülerinnen und Schüler haben Interesse am Thema Ernährung
In der Studie „So is(s)t Schule“ wurden Schüler zur Vermittlung des Themas Ernährung in der Schule befragt: Nur etwa 1/3 (34%) gab an, Ernährungsunterricht gehabt zu haben. Davon empfanden 63% die Behandlung des Themas positiv. 38% gaben an, sich bewusster zu ernähren, 35% eine bessere Kenntnis über gesunde Produkte zu haben und 24% besser zu kochen.
Das zeigt, die Schüler sind dem Thema gegenüber offen und würden v.a. gern mehr über die praktischen Aspekte (richtig einkaufen, kochen) erfahren. Bereits vermitteltes Wissen kann so angewendet werden oder durch die Erkenntnisse aus Experimenten erlangt werden.
Ernährungsbildung im Unterricht
Das Thema Ernährung bietet vielfältige Ansatzpunkte der Vermittlung, die in verschiedenen Fächern integriert werden können:
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Gesundheit:
Ernährungsinduzierte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkprobleme, verschiedene Krebsarten und Diabetes mellitus nehmen in den westlichen Industrienationen nach wie vor zu. Viele stehen in Verbindung mit Übergewicht.
Aufgrund der steigenden Anzahl übergewichtiger Kinder ist die Aufklärung über Übergewicht und die Auswirkungen auf die Gesundheit ein wichtiger Punkt in der Ernährungsbildung. Die Kinder sollten in der Lage sein, zu überschauen, wie viel Energie verschiedene Mahlzeiten liefern. Kalorien zählen kann aber auch zur Sucht werden! Deswegen sollten in diesem Zusammenhang auch Essstörungen und deren Folgen thematisiert werden! Das Ziel ist es, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass gesunde Ernährung (in Kombination mit Bewegung) fit macht und man dabei sogar Spaß haben kann. -
Sachkompetentes Wissen aufbauen:
Dazu zählen z.B. die Vermittlung von Nahrungsmittelkunde, das Arbeiten mit der Ernährungspyramide, Wissen, wie unser Körper Nahrung verarbeitet und was er zum Funktionieren benötigt. -
Ökologische und ethische Aspekte:
Woher kommen unsere Nahrungsmittel? Wie werden sie hergestellt und verarbeitet – speziell auch tierische Nahrungsmittel? Was hat Ernährung mit Klimaschutz zu tun? Was bedeutet Bio und Fair Trade? -
Umgang mit Lebensmitteln:
Die Kinder lernen das Zubereiten von Essen und Kochen. Im Fokus steht auch die Wertschätzung der Nahrungsmittel und wie es, z.B. durch gute Lagerung und ein durchdachtes Kaufverhalten, gelingen kann, weniger wegzuwerfen. -
Esskultur hier und anderswo:
Hier können beispielsweise das Essverhalten, Tischsitten, Speisetabus und die Bedeutung von Essen bei Festen besprochen werden.
Klassenprojekte Vermittlung von Ernährungskompetenz
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Klassenfrühstück:
Bestimmt gibt es auch in Ihrer Klasse ein paar Frühstücksmuffel. Aber auch für alle anderen ist ein guter Pausensnack wichtig, um vor dem Mittag nicht in ein Leistungsloch zu fallen. Wie der aussehen kann, können Sie den Kindern während eines gemeinsamen Schulfrühstücks zeigen. Aus den geeigneten Lebensmitteln können sich die Kinder ihr Wunschpausenbrot zusammenstellen und die Liste den Eltern mitbringen. -
Marktbesuch:
Wenn es der Standort Ihrer Schule erlaubt, ist auch ein Marktbesuch interessant. Einige Obst- und Gemüsesorten kennen die Schüler vielleicht noch gar nicht. Neben einer kleinen Warenkunde bietet es sich an, zu besprechen, woher die Früchte stammen und wie man erkennt, ob sie schon reif sind. -
Nahrungsmittel mit allen Sinnen erleben:
Das Thema Ernährung eignet sich auch gut zur Schulung der Sinne: Erkennen die Kinder z.B. eine Birne, wenn sie sich nicht auf ihre Augen, sondern allein auf ihren Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn verlassen können? -
Ernährungsführerschein:
Kinder der 3./4. Klasse lernen beim Erwerb des Ernährungsführerscheins, einem Projekt des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE), den Umgang mit Lebensmitteln und ihre Bedeutung für den Klimaschutz. Es geht v.a. ums Selbermachen, Schnippeln, Rühren, Abschmecken und natürlich Probieren der kleinen Gerichte. Beim Bestehen einer praktischen und schriftlichen Prüfung erhalten die Schüler das Ernährungsführerschein-Dokument. Nebenbei werden Ernährungsbegriffe eingeführt, die richtigen Portionsgrößen bestimmt und mit einer Ernährungspyramide gearbeitet. Ein Ringordner mit allen Infos und Materialien kann beim BZfE für 40 Euro bestellt werden. -
SchmExperten:
Das Unterrichtsmaterial des BZfE ist für die 5./6. Klasse konzipiert und kann wie der Ernährungsführerschein im Klassenzimmer durchgeführt werden. Anknüpfungspunkte bieten sich v.a. zum naturwissenschaftlichen Unterricht. Nicht nur die Zubereitung von kleinen, kalten Gerichten, sondern auch Esskultur, Hygiene und Einkauf der Lebensmittel sind Teil des Projekts. Dabei sollen die Schüler lernen, welche Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln stecken, wo sie die Informationen dazu finden und was der Körper benötigt, um leistungsfähig zu sein.
In der Erweiterung des Programms für die 6. bis 8. Klasse, „SchmExperten in der Lernküche“, geht es dann in die Küche und ans Kochen von warmen Speisen. Die Kreativität beim Zubereiten der Speisen soll den Schülern Spaß am Kochen vermitteln und das gemeinsame Essen stärkt den Gruppenzusammenhalt. Die Themen der ersten Stufe des Programms werden aufgegriffen und intensiviert. Die Jugendlichen sollen lernen, Nahrungsmittel selbstständig einzuschätzen. Auch die Bedeutung der Lebensmittelwahl für den Klimaschutz wird thematisiert. Auch für diese beiden Projekte können Sie Materialien auf der Seite des BZfE erwerben. -
Schülerfirma:
Die Gründung eines Kiosks für Snacks und Getränke als Schülerfirma ist ein Ansatz, der einiges an Engagement von Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften fordert, dabei aber sehr lehrreich ist: Die Schüler sind hier aktiv an der Verbesserung des Essensangebots der Schule eingebunden. Sie setzen sich so nicht nur mit einer sinnvollen Auswahl von Nahrungsmitteln und dabei mit dem Thema Ernährung auseinander – eine Schülerfirma bereitet auch auf das Berufsleben vor und fördert ein eigenverantwortliches und praxisbezogenes Lernen: So müssen Kenntnisse über relevante Gesetze, Hygienevorschriften etc. erworben und Bezugsquellen gefunden werden.
Zu Anfang muss viel Arbeit investiert und Startkapital eingesetzt werden (Fördermittel z. B. bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung). Steht das Grundgerüst aber einmal, ist der Aufwand überschaubar. Für Lehrer bietet die Firma den Vorteil, einen praktischen Anknüpfungspunkt für Unterrichtsthemen zu haben und mit den Schülern auf einer anderen Ebene zusammenzuarbeiten.
Ernährungskompetenz und das Essensangebot in Schulen gehen Hand in Hand
Der Bildungs- und Erziehungsauftrag legt einen Teil der Verantwortung für die Ernährungserziehung in die Hände der Schulen: „Die Ernährungssituation ließe sich nachhaltig verbessern, wenn es gelänge, die Verhältnisse in den Schulen durch ein entsprechendes Verpflegungsangebot und das Verhalten durch eine sinnvolle Ernährungserziehung in Einklang zu bringen. Dabei sollte einem ganzheitlichen Ansatz, der auch Bewegung, Stressbewältigung sowie die Stärkung der eigenen Persönlichkeit einschließt, Vorrang gegeben werden.“ Dieser Zusammenfassung, die Prof. Ulrike Arens-Azevedo in ihrem Artikel „Schulverpflegung – eine einmalige Chance, Esskultur und Ernährungsverhalten nachhaltig zu prägen!“ gibt, ist nur zuzustimmen.
Vielseitig, gesund, nachhaltig und v.a. mit Genuss essen – das sollte das Ziel sein.
Häufig gestellte Fragen zum Thema "Ernährungsbildung""
Was ist Ernährungsbildung?
Eine gute Ernährungsbildung befähigt Kinder und Jugendliche eigenverantwortlich und selbstständig Ernährungsentscheidungen zu treffen.
Warum ist eine ausgewogene Ernährung für Kinder so wichtig?
Die Ernährung im Kindesalter beeinflusst das Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter. Wer sich bereits als Kind ausgewogen und gesund ernährt, behält diese Essensgewohnheit wahrscheinlicher bei, als Kinder, bei denen dies nicht der Fall war. Darüber hinaus ist eine ausgewogene Ernährung für die Entwicklung und das Wachstum von Kindern besonders wichtig.
Wie können Schulen zur Ernährungsbildung beitragen?
Schulen können durch ausgewogenes Schulessen und eine in den Unterricht integrierte Ernährungserziehung zur Ernährungsbildung der Schülerinnen und Schüler beitragen. Dies kann beispielsweise in Form von Unterrichtseinheiten oder Projekten geschehen.
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