Lehramtsstudium mit Praxis verbinden: Tipps und Erfahrungen für angehende Lehrkräfte

Konzentrationsübungen

Foto: © gemeinnützige CLIMB GmbH

Der Schritt vom Hörsaal ins Klassenzimmer ist groß. Viele Lehramtsstudierende merken erst im Referendariat, wie herausfordernd der Schulalltag wirklich ist. Wer schon während des Studiums Praxiserfahrung sammelt, gewinnt Sicherheit, entwickelt wichtige Kompetenzen und kann besser auf die Bedürfnisse aller Kinder eingehen, auch auf die von benachteiligten Schülerinnen und Schülern. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Praxis und Theorie sinnvoll verbinden und welche Tipps Ihnen den Berufseinstieg erleichtern.

Inhalt
  • Gibt es zu wenig Praxis im Studium?
  • Kindern eine Zukunft geben - Die wahre Aufgabe einer Lehrkraft?
  • Praxis sammeln und Kinder gezielt fördern
  • Praxistipps für angehende Lehrkräfte
  • Wie werde ich eine gute Lehrkraft?

Gibt es zu wenig Praxis im Lehramtsstudium?

Lehramtsstudierende haben meistens bestimmte Erwartungen und Hoffnungen am Anfang ihres Studiums: Am Ende wollen sie souverän vor einer Klasse stehen, Wissen vermitteln, Konflikte lösen und Kinder fördern. In der Realität fühlen sich jedoch viele am Ende des Studiums nicht ausreichend vorbereitet.  Sie sind Expertinnen und Experten ihrer Schulfächer und kennen pädagogische Ansätze in der Theorie, aber in der Realität sieht es oft anders aus. In dem Moment, wenn die Kinder sich einfach nicht hinsetzen wollen, und die geplante Unterrichtsstunde im Sande verläuft, werden viele angehende Lehrkräfte desillusioniert.

„Ich habe am Anfang sehr mit dem Lehramtsstudium und der ganzen Theorie gehadert. Ich wusste gar nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin.”, berichtet Maja, 27-jährige Lehramtsstudentin aus Hamburg.

Rund 40 % brechen ihr Lehramtsstudium bereits vor dem Referendariat ab, weitere 5 % beenden ihr Referendariat nicht (Quelle: SPIEGEL).

Der Mangel an praxisnahen Erfahrungen trägt dazu bei. 

Das ist schade. Nicht nur für die Schulen, die in ganz Deutschland unter dem aktuellen Lehrermangel ächzen, sondern auch für die Studierenden, die viel Zeit in ihre Ausbildung investiert haben, und zu spät merken, dass der Beruf eventuell nichts für sie ist

 

Kindern eine Zukunft geben - die wahre Aufgabe einer Lehrkraft?

Viele Lehramtsstudierende wählen diesen Beruf aus Überzeugung: Sie wollen Kinder auf ihrem Bildungsweg begleiten, Talente fördern und ihnen faire Chancen geben. Doch im Schulalltag zeigt sich schnell, wie schwer es ist, allen gerecht zu werden, besonders in Klassen mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen..

In Deutschland wächst etwa jedes fünfte Kind in Armut auf (Quelle: Save the chilldren). Fehlende Lernmaterialien, wenig Unterstützung zu Hause oder Sorgen um die finanzielle Situation der Familie erschweren den Schulalltag zusätzlich. Lehrkräfte stehen oft unter Druck, den Lehrplan einzuhalten, während manche Kinder den Anschluss verlieren.

Dennoch empfinden viele die Arbeit mit diesen Kindern und die Wirkung, die man bei erfolgreicher Arbeit erzielt, als wichtig, sinnvoll und auch erfüllend. Denn eine sehr wichtige Zutat, um eine gute Lehrkraft zu sein, ist Begeisterung. Und die kann man nicht studieren. Lehren tut es sich am Besten, wenn es eine Berufung ist!

Praxis sammeln und Kinder gezielt fördern

climb bietet Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verbinden und gleichzeitig benachteiligte Grundschülerinnen und Grundschüler zu unterstützen. climb veranstaltet sogenannte Lernferien, ein präventives Programm für Grundschüler aus sozial benachteiligten Stadtteilen.

Dadurch möchte climb einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten. Studierende, die sich als ehrenamtliche climb-Lehrkräfte engagieren, bekommen eine umfangreiche Einführung, in der sie lernen, wie sie den Kindern Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen oder Planungskompetenz während des Mathe- und Deutschunterrichts vermitteln. Während der zweiwöchigen Lernferien gibt es außerdem Workshops, Reflexions- und Feedbackrunden, um Praxis und Theorie miteinander zu verzahnen.

Die Teilnehmenden übernehmen Verantwortung im Klassenteam, gestalten den Unterricht aktiv mit und reflektieren ihre Erfahrungen in Workshops und Feedbackrunden. So lernen sie, auf individuelle Bedürfnisse der Kinder einzugehen und Praxiswissen systematisch zu vertiefen – eine Erfahrung, die im regulären Studium oft zu kurz kommt.

5 Praxistipps für angehende Lehrkräfte

Um Kinder im Unterricht optimal zu fördern und zu fordern, können Lehramtsstudierende und Referendarinnen und Referendare folgende Strategien anwenden:

1. Klare Regeln und Konsequenzen:

Regeln bieten einen Rahmen, in dem sich Kinder orientieren können, und der ihnen die Möglichkeit gibt, aus Fehlverhalten zu lernen.

Dabei ist es wichtig, dass Konsequenzen angekündigt werden und auch eintreffen. Die Transparenz gibt Kindern die Chance, ihr Verhalten bewusst zu regulieren und sich Pläne zu machen. Auch kleine Rituale helfen den Kindern, förderliche Verhaltensweisen routiniert zu zeigen und daraus Sicherheit zu gewinnen.

2. Angemessene Herausforderungen:

Kinder übernehmen gerne Verantwortung, wenn man sie nur lässt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich in ihrem Tempo zu verbessern. Ein angemessenes Niveau zu finden, an dem sich ein Kind in stillen Unterrichtszeiten ausprobieren kann, ist eine Herausforderung, vor der man sich aber nicht scheuen braucht. Mit der Zeit lernt man die Kinder und ihre Fähigkeiten kennen.

3. Positive Verstärkung und Wertschätzung:

Kinder möchten ernst genommen werden. Mit Transparenz und konstruktivem Feedback ist es möglich, ein gutes Klima schaffen, in dem sich die Kinder selbst zum Lernen motivieren.

4. Lernfreude:

Mit Spaß lernt es sich leichter. Ist die Stimmung nicht so gut, kann z. B. ein lustiger Energizer helfen, um angestauten Frust raus zu lassen. Was den Kindern Spaß macht, ist dabei natürlich altersabhängig.

5. Stärkenorientierung:

Wenn man mit Kindern reflektiert, was sie richtig gut können, fällt es ihnen auch leichter, diese Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Das führt zu mehr Erfolgserlebnissen im Unterricht, wodurch Kinder den Spaß am Lernen entdecken und sich dadurch selbst motivieren können, Leistung zu zeigen.

Die Motivation, sich Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten, ermöglicht auch benachteiligten Kindern, ihre Bildungs- und Lebenswege selbstbestimmt zu gehen und diese Nachteile im weiteren Verlauf auszugleichen. Dafür brauchen sie die Starthilfe engagierter Lehrkräfte.

Wie werde ich eine gute Lehrkraft?

Der Weg zu einer guten Lehrkraft beginnt bereits im Studium. Wer Theorie und Praxis sinnvoll verbindet, entwickelt wichtige Kompetenzen für den Schulalltag. Neben Reflexion und eigenständiger Vorbereitung hilft es, sich außerhalb des Studiums zu engagieren, zum Beispiel in Programmen wie climb.

Dabei hilft es, sich Gedanken zu machen, warum man eigentlich dieses Studium und diesen Beruf gewählt hat. Im Internet gibt es zwar viele Selbsttests und Reflexionsübungen, die die Eignung für diesen Beruf messbar machen wollen, aber Maja empfiehlt, sich einfach mal im Bildungsbereich zu engagieren.

climb sucht regelmäßig engagierte junge Menschen, die sich in den Ferien für die Kinder stark machen, die diese Zuwendung am meisten brauchen. Viele Lehramtsstudierende haben dabei bereits gelernt, welche Stärken sie besitzen, die für den Unterricht besonders wertvoll sind.

Es lernen also nicht nur die Kinder etwas.