Alternativen zum Lehrerberuf
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Praxisschock, Überlastung und Unzufriedenheit – nicht für jeden ist der Lehrerberuf ein Job auf Lebenszeit. Ist das der Fall, sind Alternativen gefragt!
Mit dem Antritt eines Lehramtsstudiums ist der weitere Berufsweg scheinbar bereits vorgezeichnet: Nach dem Studienabschluss mit dem 1. Staatsexamen folgen das Referendariat, das 2. Staatsexamen, dann der Schuldienst bis zum Ruhestand.
Aber was passiert, wenn Ihnen die Realität einen Strich durch die Rechnung macht? Wenn es keine passende Stelle gibt oder Sie feststellen müssen, dass Sie als Lehrerin oder Lehrer einfach nicht glücklich werden? Hier haben wir für Sie mögliche Alternativen zusammengetragen.
Sobald die Entscheidung gefallen und der Mut aufgebracht ist, einzugestehen, dass der eingeschlagene Berufsweg nicht zum Ziel führt, beginnt die Suche nach einer Alternative.
In unserem Beitrag "Unzufriedenheit mit dem Lehrerberuf: Ist Lehrerin/Lehrer zu sein noch das Richtige für mich?" finden Sie Tipps und Hilfen, die Sie bei dieser schwierigen Entscheidung unterstützen können.
Bevor Sie mit dem Verfassen von Bewerbungen beginnen können, ist aber eine Standortbestimmung nötig:
- Warum hat Sie der Lehrerberuf nicht glücklich gemacht?
- Wo liegen Ihre Stärken, Kompetenzen und Interessen?
- Was könnte aufgrund Ihrer Eigenschaften (sind Sie introvertiert oder extrovertiert, arbeiten Sie lieber zurückgezogen oder präsentieren Sie gern, arbeiten Sie gut in Drucksituationen …) gut zu Ihnen passen?
Um eine zweite Fehlentscheidung zu vermeiden, bieten noch immer Praktika die beste (wenn auch nicht die bestbezahlte) Möglichkeit, einen Eindruck von der Berufspraxis zu gewinnen.
Während Ihres Studiums und Referendariats konnten Sie sich gute Kenntnisse in den studierten Fächern, wissenschaftliches Arbeiten, methodisch-didaktische Kompetenzen und weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen, die Sie als Bewerber konkurrenzfähig machen. Und Sie haben als Lehramtsstudent gelernt, sich schnell auf neue Themen einzustellen, die relevanten Informationen dazu zu beschaffen und diese zu verarbeiten.
Gute Chancen bieten schulnahe Berufe
Die Option in schulnahe Berufe zu wechseln ist interessant, wenn Sie an der Vermittlung von Wissen durchaus Freude hatten, nur die Klientel noch nicht die richtige war (zu große Klassen, Disziplinprobleme, Desinteresse am Unterrichtsstoff, kein Zugang zu Kindern/Jugendlichen …).
Beispiele hierfür sind:
- Stellen an Nachhilfeinstituten
- Kinder- und Hausaufgabenbetreuung
- Sprachschulen bzw. Kurse für Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache
- Lehrtätigkeiten an Kliniken/Reha-Zentren
- Lehrtätigkeiten an deutschen Schulen im Ausland
- Weiterbildungen im Bereich der Natur- und Umweltpädagogik
- Weiterbildungen im Bereich der Museumspädagogik
- Sprachlehrerin/-lehrer
- Erziehungs- oder Familienberatungsstellen
- Lerntherapeut/in
In den meisten der genannten Einrichtungen unterrichten Sie kleinere Gruppen, wodurch auch die Zahl von Unterrichtsstörungen und anderen Disziplinschwierigkeiten sinkt.
Schulische Einrichtungen mit alternativen Lehr- und Lernansätzen:
Vielleicht bieten auch die alternativen Lehr- und Lernansätze an Einrichtungen wie Montessori- oder Waldorfschulen den pädagogischen Spielraum, der Ihnen an der öffentlichen Schule gefehlt hat. In der Regel sind hierfür Zusatzqualifikationen erforderlich.
Erwachsenenbildung
Ihre Vermittlungskompetenzen sind auch in der Erwachsenenbildung gefragt. Da sich Erwachsene in der Regel freiwillig für den Unterricht entscheiden, können Sie mit motivierten Schülern rechnen. Wirkungsmöglichkeiten bieten sich z.B. hier:
- Volkshochschulen
- Abendschulen
- den Bildungszentren der Kammern (wie der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer)
Neben Bildungs- und Weiterbildungsangeboten für die Sie durch Ihre Fächerkombination qualifiziert sind, eignen sich Themen wie
- Gesundheit,
- Persönlichkeitsentwicklung,
- Fitness,
- Arbeitstechniken,
- Rhetorik und
- Kommunikation.
Lehrmittelfirmen und Schulbuchverlage
Punkten können Sie auch bei Lehrmittelfirmen und Schulbuchverlagen. Dort werden immer wieder Mitarbeiter mit fachlichen, pädagogischen und didaktischen Kenntnissen (v.a. mit 2. Staatsexamen) gesucht.
Institutionen im Bildungsbereich und in der Lehrerausbildung
Besonders wenn Sie Berufserfahrung mitbringen und an Ihrer Schule keine Karriereperspektive sehen, lohnt es sich an den Stellen nachzuhaken, die dem Thema Schulbildung eng verbunden sind, wie z.B. Regierungspräsidien, Kultusministerien, Einrichtingen der Lehreraus- und weiterbildung oder Studienseminare.
Stiftungen und Verbände
Stiftungen, Verbände und auch Unternehmen suchen immer wieder Bildungsreferentinnen und -referenten. Ihre Praxiserfahrung kann hier ein Pluspunkt sein.
Oder doch ein kompletter Neuanfang?
Und selbst wenn Sie die Lehrtätigkeit vollkommen zu den Akten legen möchten, können Sie doch in verschiedenen Berufsfeldern von ihr profitieren. Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass Sie sich auf dem Weg zum neuen Job weiterbilden oder sogar komplett neu starten müssen – jedoch mit einem „Plus“ an Wissen und Erfahrung aus der Lehrerausbildung!
Mögliche Berufsfelder und -bilder gibt es in verschiedenen Bereichen:
- Öffentlichkeitsarbeit/Marketing
- Publizistik (z.B. Lektor/-in, Journalist/-in, /(Online-)Redakteur/-in)
- Fremdsprachen (z.B. Fremdspachenkorrespondent/-in)
- Kulturbereich/Tourismusbranche (z.B. Reiseleiter/-in)
- IT-Branche
- Gesundheitsbereich (z.B. Ernährungsberater/-in, Sportpädagoge/-in, Kunst-/Musikpädagoge/-in, Heilpädagoge/-in, Logopädie, Ergotherapie)
- Über die Suchmaschine des Deutschen Bildungsservers „InfoWeb Weiterbildung“ und „KURSNET“, ein Portal für Weiterbildungskurse, Aufbau- und Zusatzstudiengänge der Bundesagentur für Arbeit, können Sie nach passenden Angeboten in Ihrer Nähe suchen.
- Eine Übersicht über die verschiedenen Weiterbildungsmaßnahmen bietet die Broschüre der Bundesagentur für Arbeit „Lehrerinnen und Lehrer. Arbeitsmarkt und Alternativen“ ab Seite 18 (gefunden auf der Homepage des Studienbüros Bildungswissenschaften der Univesität Mainz).
- Der Wissenschaftsladen Bonn bietet für auf seinem Stellenportal eine Übersicht über Stellenangebote in den Bereichen „Umweltschutz und Naturwissenschaften“ sowie „Bildung, Kultur und Sozialwesen“.
Option: Zurück an die Universität
Um in den auf Lehramt studierten Fächern konkurrenzfähig zu sein, ist möglicherweise der Weg zurück an die Universität sinnvoll, v.a. wenn kein Abschluss vorliegt, der dem Master gleichwertig ist.
Wenn einer der Gründe gegen den Schuldienst Ihr großes wissenschaftliches Interesse an Ihrem Fach war, sollten Sie auch die Möglichkeit einer Promotion nicht vergessen! Gerade in geisteswissenschaftlichen Fächern ist ein Doktortitel auf dem Arbeitsmarkt ein entscheidender Vorteil.
Noch ein letzter Rat: Bescheidenheit mag eine Zier sein, hilft Ihnen im Moment aber nicht weiter. Durch Ihre Ausbildung haben Sie einen Wissens- und Methodenvorsprung gegenüber anderen Bewerbern. Dazu kommen weitere Qualifikationen und Fortbildungen. Machen Sie PR in eigener Sache und nutzen Sie Ihre Kontakte!
Übrigens: Auch Gene Simmons, Frontmann von Kiss und ehemals Grundschullehrer, Sting, ehemals Englisch- und Musiklehrer oder Thomas Gottschalk, ehemals angestrebtes Berufsziel Grund- und Hauptschullehrer für Geschichte und Deutsch, haben dem Kreidestaub und Korrigieren entsagt und eine Alternative gefunden!
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