Blockflöte lernen in der Schule

Mädchen spielt Blockflöte

Das erfahren Sie in diesem Beitrag

    • Die Blockflöte
    • Das stark unterschätzte Einsteigerinstrument
    • Warum das Synonym das „Folterinstrument“?
    • Ist ein Comeback zu erwarten?

Die Blockflöte – Einsteigerinstrument, „Folterinstrument“, unterschätztes Instrument

Bei vielen Erwachsenen und Jugendlichen hat die Blockflöte keinen guten Stand – so manchem ist sie gar verhasst. Diese Abneigung gegen das ausgehöhlte und mit Löchern versehene Stück Holz (oder Plastik) entwickeln die meisten im Alter von sechs bis elf Jahren, wenn die Eltern beschließen, es sei an der Zeit, ein erstes Instrument zu lernen.

Die Blockflöte, das Einsteigerinstrument

Ihre Wahl fällt dann gerne auf die Blockflöte – das unumstrittene Einsteigerinstrument Nummer eins! Sie gilt als einfach zu erlernen: Schon Kinder im Vorschulalter können auf der Sopranblockflöte erste einfache Melodien flöten. Man muss nur ausatmen und schon entsteht ein Ton – ein Erfolgserlebnis auf das ein Trompetenanfänger oft länger hinarbeiten muss.

Vorteil für die Eltern: Sollte das Kind schnell keine Lust mehr auf die Flöte haben, wurde nicht allzu viel Geld investiert und durch ihre geringe Größe ist sie leichter einzumotten als ein Klavier oder Cello.

Auch in der Grundschule bringen viele Musiklehrerinnen und –lehrer ihren Schülern deswegen gern wortwörtlich die Flötentöne bei.

Häufig gibt es an Schulen bereits Flötenklassensätze. Aus Kosten- und Hygienegründen greifen Schulen gerne zu Plastikflöten, die gut zu reinigen sind. Ist an Ihrer Schule noch kein Klassensatz vorhanden, müssen die Schülereltern die Instrumente aber nicht unbedingt neu anschaffen: Bestimmt haben Freunde oder Verwandte noch irgendwo eine Sopran-Blockflöte im Schrank verstaut (achten Sie nur darauf, dass alle Flöten mit derselben Griffweise mitbringen).

Für manche sind die Kosten für eine Musikschule einfach zu hoch oder in der Familie wird kein großer Wert auf das Erlernen eines Instruments gelegt. Der Flötenunterricht in der Grundschule ist dann eine prima Möglichkeit, Schüler in Kontakt mit einem Instrument als musikalisches Ausdrucksmittel zu bringen. Die Kinder lernen Noten kennen, entwickeln ihr Rhythmusgefühl weiter und trainieren die Motorik der Finger.

Allerdings ist es kaum zu schaffen, alle Schüler einer Klasse von der Flöte zu begeistern. Möchten Sie der gesamten Klasse Flötenunterricht erteilen, empfiehlt es sich, mit den Motivierten nach einiger Zeit als AG weiterzumachen. Für das gemeinsame Spiel sind kleinere Gruppen ohnehin besser geeignet.

Die Blockflöte, das „Folterinstrument“

Unter den Blockflötengegnern sind all diejenigen, deren Abneigung auf der eigenen Zeit als Flötist beruht. Sie hätten lieber ein anderes Instrument gespielt (oder Fußball). Das Üben empfanden sie als quälend und das weihnachtliche Vorspielen war eine Strafaufgabe für alle Anwesenden.

In der Musikschule schämten sie sich des unkontrollierbaren Speichelflusses, der durch die verkrampfte Lippenspannung noch verstärkt wurde. Selbst wenn der Start noch ein guter war, wurde die Blockflöte ab einer gewissen Zeit „uncool“, sogar peinlich, und Schlagzeug, Keyboard oder Gitarre standen höher im Kurs.

Und auch für die Zuhörer ist das Spiel der zum Flöten Gedrängten oft keine Freude: Beim Gedanken an den Klang einer Blockflöte haben viele einen hohen, piepsigen bis schrill tönenden Albtraum im Ohr.

Sie zitieren beim Einmarsch der Blockflötengruppe in die Schul-Aula gern den Witz: „Was ist schlimmer als eine Blockflöte? – Zwei Blockflöten!“ und fühlen mit den Blockflötenkindern, deren Gesichtsausdruck von ihrem Leiden zeugt, wenn sie ihren Einsatz verpassen oder wieder neben das richtige Griffloch fassen, so dass der Klang des Ensembles einem mehrtönigen Tinnitus ähnelt.

Das Comeback der Blockflöte?

Um das Image der Blockflöte aufzupolieren, wurde vor einigen Jahren der „Tag der Blockflöte“ eingeführt, den die Anhänger des Instruments jährlich am 10. Januar feiern. Sie möchten die große Bandbreite des Spiels zeigen und auf die unterschiedlichen Modelle wie die kleine Sopranino- oder die riesige Kontrabass-Blockflöte hinweisen, und klar machen, dass die Blockflöte zu Unrecht unterschätzt wird.

Doch noch ist es zu früh, das Comeback der Blockflöte auszurufen: Die meisten Schüler kann das Klavier, gefolgt von Gitarre und Violine für sich verbuchen. Bei der Blockflöte haben sich die Schülerzahlen seit Mitte der 1990er Jahre halbiert – sie kann nur Rang vier auf der Hitliste der beliebtesten Instrumente für sich verbuchen, wie eine Statistik des Verbands Deutscher Musikschulen von 2014 zeigt.

Vielleicht gelingt es der wachsenden Zahl erfolgreicher Blockflötisten die Wende zu bringen: Maurice Steger gewann 2015 mit der Blockflöte den ECHO Klassik in der Kategorie Instrumentalist des Jahres (Flöte). Dorothee Oberlinger, Stefan Timmingh und Michaela Petri füllen mit der Blockflöte Konzertsäle, die Band „Wildes Holz“ covert Rockmusik mit Blockflöte, Kontrabass & Gitarre und Matthias Schrei gab sich den Künstlernamen „Die Blockflöte des Todes“.

Sie zeigen, dass die Blockflöte mehr kann als Klassik und Weihnachtslieder – Rock, Pop, Improvisation – alles ist möglich. Um richtig gut zu klingen, muss man jedoch dranbleiben und üben. Wer die einfachen Kinderlieder hinter sich lassen will, muss Atem, Zunge, Mund und die Feinmotorik der Finger im Griff haben.

Der Grundstein kann im Musikunterricht der Grundschule gelegt werden – am besten spielerisch, abwechslungsreich und ohne Druck. Vielleicht kann so die Zahl der künftigen Blockflötengegner minimiert werden :)