Tanja Bellinger ist seit rund 15 Jahren als Mittelschullehrerin in Bayern tätig. Seit 18 Jahren beschäftigt sie sich mit Themen rund um den Hund und leitete früher ihre eigene Hundeschule in München. Deshalb lag es nahe, ihre Leidenschaft zum Hund auch mit ihrem Beruf zu verbinden. Gemeinsam mit einer Hundetrainerin bietet sie Ausbildungskurse für Schulhund-Lehrkräfte im Südwesten Bayerns an.
Mehr über Tanja Bellinger und ihre Arbeit mit ihrer Hündin Polly finden Sie auf ihrem Instagram-Kanal: www.instagram.com/polly._.power/
Ausbildung und Arbeit mit dem Schulhund: Ich und mein Hund II – Auf dem Weg zum aktiven Einsatz
Auf Instagram, YouTube und anderen Plattformen gibt es unzählige Videos von Schulhunden. Viele dieser Clips zeigen Hunde im aktiven Einsatz beim Vorführen von Tricks. Hier sprechen wir vom sogenannten Formalismus, der klar von der eigentlichen Erziehung zu unterscheiden ist.
Nur weil ein Hund besonders gut an Glücksrädern drehen oder würfeln kann, ist er noch lange nicht gut erzogen. Erziehung basiert auch im Umgang mit Hunden immer auf der Beziehung zwischen Hund und Mensch. Es braucht Zeit und eine gewisse Gabe, die Beziehungsstrukturen zum eigenen Vierbeiner ehrlich zu reflektieren.
Geleitet von unseren Gefühlen und aufgrund mangelnder emotionaler Distanz, ist es nicht leicht, die Beziehung zum eigenen Hund zu hinterfragen und sich auch mal einzugestehen, dass man vielleicht zu viel hat durchgehen lassen oder der Hund doch zu sehr im Mittelpunkt steht. Auch hierauf sollte im Rahmen der Ausbildung eingegangen werden; denn ein Hund, der weiß, welche Rolle er im Mensch-Hund-Gefüge hat, ist auch im Klassenzimmer leichter zu führen.
Konflikte und Diskussionen sind dabei auch in der Mensch-Hund-Beziehung etwas völlig Normales, aber geklärt werden sollten sie bereits vor dem Einsatz im Unterricht. Auch hier braucht es kompetente Schulhund-Trainerinnen und -Trainer, die sich die nötige Zeit nehmen, um auf individuelle Erziehungsfragen einzugehen.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass Erziehungsfragen geklärt wurden und wir einen souveränen Hund als Schulhund einsetzen, kommen wir wieder zum Formalismus, der durchaus förderlich sein kann und auch im Unterricht mit dem Schulhund seine Daseinsberechtigung hat.
Welche Rolle übernimmt der Schulhund und welche die Lehrkraft?
Grundsätzlich ist es immer Aufgabe der Lehrkraft, zu entscheiden, welche Inhalte vermittelt werden sollen und welche Methoden dabei Sinn machen.
Somit sollte auch vor und nach jedem Einsatz des Hundes im Klassenzimmer dessen Einsatz genau geplant und reflektiert werden:
- Was kann mein Hund zum aktuellen Zeitpunkt leisten?
- Welches Ziel verfolge ich grundsätzlich mit meiner Schulhundarbeit?
- Welches Ziel verfolge ich in dieser einzelnen Stunde und warum bzw. wie kann mein Hund mich dabei unterstützen?
- Was kann die Klasse in Anwesenheit des Tieres leisten? Sind die Kinder bereits zurückhaltend genug, um sich auch bei aktiven Einsätzen adäquat zu verhalten?
- Was braucht es, um den Einsatz für meinen Hund so angenehm wie möglich zu machen?
Unterrichtsbeispiele und Materialien findet man mittlerweile auf verschiedenen Plattformen des Internets. Niemand muss hier das Rad neu erfinden. Wer seinen Hund also gerne aktiv in den Unterricht einbeziehen möchte, der sollte sich durchaus mit Formalismus beschäftigen.
Beispielsweise kann das Apportieren eines Beutels (Futterdummy), in dem Matheaufgaben oder Vokabeln versteckt sind, eine motivierende und sinnvolle Methode sein. Hierzu braucht es wieder gute Vorarbeit durch den Besitzer, denn der zuverlässige Apport ist eine Verhaltensweise, die der Schulhund gut angeleitet erstmal lernen muss.
Im nächsten Blogbeitrag verrate ich Ihnen noch weitere Möglichkeiten, wie Hunde im Schulalltag sinnvoll eingesetzt werden können.
Und die bereits erschienen Beiträge finden Sie hier:
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