Ausbildung und Arbeit mit dem Schulhund: Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für Hunde in der Schule

Schulhund
Der Einsatz von Schulhunden kann weit mehr sein als ein nettes Extra im Schulalltag. Richtig geplant und methodisch durchdacht, eröffnen sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten – mit und ohne Anwesenheit des Hundes. Wie vielfältig diese Arbeit sein kann, welche Chancen sie birgt und worauf Sie als Lehrkraft achten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Inhalt
  • Einsatzmöglichkeiten von Schulhunden
  • Beißprävention
  • Umgang mit Hunden in der Schule

Als ich neulich meine Hündin einen Futterbeutel mit darin versteckten Matheaufgaben im Klassenzimmer apportieren ließ, dabei in das Gesicht des Kindes sah, welches den Hund zum Beutel schicken durfte, wurde mir wieder bewusst, welch besondere Wirkung diese Art des Unterrichtens auf Kinder und Jugendliche haben kann. Voller Stolz präsentierte der Hund den Beutel, das Kind übernahm diesen und las die erste Matheaufgaben vor. Kein einziges anwesendes Kind zögerte, die Aufgabe in Windeseile zu lösen.

Mein Hund als „Motivator“ und ein Schüler, der in diesem Moment Selbstwirksamkeit spürte, weil Polly auf sein Kommando hörte. Die Zielsetzung war klar und konnte erreicht werden, weil ich die Methodik auf Hund und Klasse abgestimmt hatte.

Einsatzmöglichkeiten von Schulhunden – auch ohne Hund im Raum

Wer einen Schulhundeinsatz plant, muss viele verschiedene Dinge berücksichtigen. Dabei spielt schon die Schulart oder Jahrgangsstufe, in der der Hund zum Einsatz kommt, eine entscheidende Rolle. Tendenziell nervöse Hunde sind vielleicht in einer unruhigen Grundschulklasse weniger gut aufgehoben. Stimmungsübertragung passiert schnell und kann ein entscheidender Faktor für das Gelingen des Unterrichtseinsatzes sein.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die Anwesenheit des Hundes gar nicht zwingend notwendig ist, um Schulhundarbeit zu gestalten. Es gibt ganz wunderbare Möglichkeiten, auch ohne Präsenz des Vierbeiners Hundethemen in den Unterricht einfließen zu lassen.

Tipp

Hier ein paar Beispiele dazu:

  • einen Brief an den Schulhund schreiben,
  • Memo- oder Bingo-Spiele mit Hundemotiven,
  • eine Schülerfirma gründen, die Produkte rund um den Hund herstellt (z. B. Leckerlies backen),
  • Leittextarbeit für ältere Schülerinnen und Schüler mit praktischem Aufgabenteil (z. B. ein Intelligenzspielzeug entwickeln),
  • eine Betriebserkundung in einem Tierheim durchführen oder auch
  • Beiträge für die Schulhomepage oder den Schulhund-Instagram-Account erstellen.

Eine Umfrage unter den Eltern meiner Klasse hat ergeben, dass sich die meisten Erwachsenen aber vor allem wünschen, dass die Kinder und Jugendlichen einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit Hunden lernen. Schließlich sind Hunde in unserer Gesellschaft allgegenwärtig.

Auch, wenn die Familie selbst kein eigenes Tier besitzt, sollten Kinder schon früh lernen, wie sie (fremden) Hunden begegnen, um Beißvorfälle zu verhindern. Somit ist auch die Beißprävention Teil der Arbeit von Schulhund-Lehrkräften.

Achten Sie also darauf, dass auch diese Themen in der Ausbildung angesprochen werden und Sie Methoden an die Hand bekommen, wie Sie dies an Ihrer Schule umsetzen können. 

Beißprävention

Während meiner Arbeit als Schulhund-Lehrkraft fällt mir immer wieder auf, wie sehr die Anwesenheit des Hundes die Atmosphäre im Raum und den Umgang untereinander beeinflusst. Für den eigenen Schulhund würden die Schülerinnen und Schüler beinahe alles tun und selbst Jahre später erinnern sich die Kinder an diese Momente.

Verantwortung zu übernehmen und sich um das Wohlbefinden des Hundes zu kümmern, ist für viele fast schon selbstverständlich. Meine Schülerinnen und Schüler leite ich außerdem ganz besonders darin an, das Ausdrucksverhalten des Hundes genau zu lesen. Erst neulich erkannte ein Kind Stresssignale, wies mich darauf hin und so konnte ich dafür sorgen, dass Polly eine Pause bekam. Schön, wenn Kinder dies ernst nehmen und Gelerntes direkt anwenden.

Wussten Sie, dass die meisten Beißunfälle bei Kindern im Alter zwischen vier und elf Jahren passieren? Und etwa 80 % dieser Vorfälle wären vermeidbar gewesen. Wenn es uns gelingt, Kinder je nach Alter im „Lesen von Hunden“ zu schulen und ihnen einen angemessenen Umgang zu vermitteln, dann trägt das auch maßgeblich zur Beißprävention bei. 

Die Gründe für Hundebisse sind vielfältig, aber dennoch können wir durch aktive Beißpräventionstrainings an Schulen zur Vermeidung von solchen Unfällen beitragen. Es gibt diesbezüglich auch Tandems, die nur für solche Kurse eingesetzt werden. Sollte es an Ihrer Schule also keine Schulhund-Lehrkraft geben, so erkundigen Sie sich doch mal, ob es nicht trotzdem Angebote zur Beißprävention im Umfeld gibt.

Umgang mit Hunden in der Schule

Zu guter Letzt möchte ich in dieser Blog-Reihe noch ein paar Worte zum Thema Umgang mit Hunden in der Schule verlieren. Leider fällt immer wieder auf, dass in einigen Bereichen der tiergestützten Intervention grundsätzliche Umgangsregeln missachtet werden.

Ob zu lange bzw. zu häufige Einsätze, Kinder, die über den Hund steigen oder Situationen, in denen der Hund von Schülerinnen und Schülern umzingelt wird und nicht mehr ausweichen kann – selbst in so mancher Fachliteratur werden Hinweise gegeben, die aus meiner Sicht grob fahrlässig sind. Wenn wir also wollen, dass Hunde auch in Zukunft Teil unseres Unterrichts sind, so liegt es in unserer Verantwortung, dass wir alles dafür tun, dass Hund und Mensch sicher sind. 

Wenn Sie also über den Einsatz Ihres Hundes in der Schule nachdenken,

  • investieren Sie Zeit und Geld in eine gute Ausbildung,
  • trauen Sie sich, Grenzen zu setzen und
  • gehen Sie ergebnisoffen an das Thema heran.

Nicht jeder Hund eignet sich zum Schulhund und das ist auch in Ordnung so. Wenn Sie es aber zum erfolgreichen Schulhund-Team geschafft haben, so wünsche ich Ihnen viel Freude und jede Menge „Marmeladenglasmomente“, an die Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler sich noch lange zurückerinnern.