Schulen ohne Gong: Wenn der Schulgong für immer Pause hat

Schüler rennen aus Schule

Das erfahren Sie in diesem Beitrag

    • Wenn der Schulgong für immer Pause hat
    • Der Stellenwert des Gongs
    • Mögliche Vor- und Nachteile
    • Was passiert, wenn der Gong nicht mehr läutet?
    • Drei Voraussetzungen für die Schule ohne Gong

Wenn der Schulgong für immer Pause hat

„Ding-Dang-Dong“, das ist der typische Klang einer Schule.

Manchmal ist es auch ein durchdringendes Klingeln. Pro Tag hören Sie und Ihre Schüler es ein Dutzendmal und mehr –das ergibt im Lauf eines Schuljahrs über 3000 Gongschläge.

Besonders durch den Gong zum Ende der Stunde scheinen viele Schüler ähnlich des pawlowschen Hundes regelrecht konditioniert zu sein – glücklicherweise führt der Gong nicht zu vermehrter Speichelproduktion und Sabbern, sondern „nur“ zu reflexartigem Einpacken der Schulsachen ;-)

Der Stellenwert des Gongs

Üblicherweise läutet der Schulgong den Schultag ein und signalisiert Stundenbeginn und -ende.

Aber nicht an jeder Schule: Eine wachsende Anzahl von Schulen verschiedener Schularten nimmt den vielgehörten Lehrerspruch: „Nicht der Gong beendet die Stunde, sondern ich!“ wörtlich. Das Klingeln wurde abgeschafft oder in seiner Intensität zumindest stark heruntergeschraubt.

Mögliche Vor- und Nachteile einer Schule ohne Gong

Verschiedene mögliche Komplikationen kommen „Gong-Freunden“ gleich in den Sinn:

    • Schüler kommen unpünktlich zum Unterricht
    • Lehrerinnen und Lehrer müssen ihre Schüler nach der Pause zusammensuchen
    • Lehrerinnen und Lehrer überziehen die Unterrichtszeit zu Lasten der Pausen
    • Schüler sind unsicher, wann sie wieder in den Unterricht müssen und können in den Pausen nicht entspannen

Demgegenüber versprechen sich Befürworter einer Schule ohne Gong u. a. folgende Vorteile:

    • Unterrichtsstunden werden nicht mehr abrupt durch das Klingeln beendet
    • Schüler üben sich in selbstverantwortlichem Handeln und gewinnen mehr Selbstständigkeit
    • offenes und projektorientiertes Arbeiten ist besser möglich
    • die Schulatmosphäre wird ruhiger und dadurch entspannter
    • Doppelstunden werden nicht mehr durch den Gong gestört
    • Schüler bleiben am Stundenende ansprechbar
    • ein fließendes Unterrichtsende entzerrt das Gedrängel zu Pausenbeginn

Was passiert, wenn der Gong nicht mehr läutet?

In der Praxis lesen sich die Berichte von Schulen, die den Versuch gewagt haben, überwiegend positiv. Besonders Lehrerinnen und Lehrer scheinen sehr begeistert darüber, den Gong loszuwerden.

Unter den Schülern zeigen sich geteilte Ansichten: Die einen freuen sich über die Ruhe, andere sind etwas nostalgisch veranlagt und möchten „ihren“ Gong nicht missen. Dass Lehrerinnen und Lehrer häufiger dazu tendieren eine Minute zu überziehen, als früher Schluss zu machen, scheint sich – zumindest aus der subjektiven Sicht der Schüler – zu bewahrheiten.

Lesen Sie hier über die Erfahrungen, die Lehrkräfte und Schüler mit der Schule ohne Gong gemacht haben:

    • Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Konstanz wollen Schüler ihren Gong behalten
    • An der Gesamtschule Höhscheid in Solingen ist man ohne Gong glücklich
    • An der 4. Aachener Gesamtschule ist man nach Startschwierigkeiten auf einem guten Weg
    • Das Mädchengymnasium Essen-Borbeck setzt auf einen Kompromiss

Drei Voraussetzungen für die Schule ohne Gong

    1. Pünktliches Stundenende: 
      Natürlich dürfen abschließende Gedanken noch zu Ende gedacht werden. Das ist je ein großer Vorteil der Schule ohne Gong. Aber: Damit das System ohne Gong funktioniert, ist hier unbedingt Disziplin seitens der Lehrerschaft erforderlich. Nicht nur die Schüler sind empört, wenn Ihre Pausen regelmäßig nur zu kurz und nie etwas länger ausfallen: Auch bei den Kolleginnen und Kollegen wird der Unmut irgendwann groß, wenn sie nicht pünktlich beginnen können, weil die Schüler zu spät aus der vorherigen Stunde kommen.
    2. Pünktliche Schüler: 
      Anlaufschwierigkeiten bei der Pünktlichkeit der Schüler sind nicht ungewöhnlich – spielen sich mit der Zeit aber meist ein. Ist es die Ausnahme, dass ein Schüler nicht rechtzeitig in den Unterricht zurückkommt, setzt er sich ruhig an seinen Platz, um den Unterricht nicht zu stören. Kommen solche Fälle aber gehäuft vor und Sie haben das Gefühl, dass das fehlende Läuten als Ausrede fürs Zuspätkommen genutzt wird, sollte ein solches Verhalten zu  Konsequenzen führen.
    3. Uhren: 
      Eine wichtige Voraussetzung in Zeiten, in denen nur noch wenige Schüler eine Armbanduhr tragen (und das Smartphone auf dem Schulgelände aus bleiben sollte), sind gut sichtbare Uhren an Orten, wo sich Schüler in den Pausen aufhalten. Und natürlich sollten auch Sie eine genaue Uhr während des Unterrichts im Blick haben.

Es gibt aber auch Schulen, an denen sich das Leben ohne Schulgong nicht bewährt hat. Statt komplett zum alten System zurückzukehren, besteht dann die Möglichkeit, den Gong nur das Ende der Pause einläuten zu lassen. So bleiben viele Vorteile erhalten, die Schüler werden aber wie gewohnt zurück in den Unterricht gerufen.