Tipps zur Raumgestaltung in Kindergarten und Kita
Der Kindergarten als Bildungsraum – diese Bezeichnung bezieht sich nicht nur auf die pädagogischen Angebote und die Förderung durch Erzieherinnen und Erzieher. Schon in der Reggio-Pädagogik wird der Raum als solcher ganz richtig als „3. Erzieher“ bezeichnet. Unter der pädagogischen Raumgestaltung versteht man die bedürfnisorientierte und entwicklungsgerechte Planung und Einrichtung der Räumlichkeiten in Kindergarten und Kita. Und diese wirkt sich – richtig durchgeführt – positiv auf Kinder und pädagogische Fachkräfte aus.
Häufig gestellte Fragen
Welche Räume braucht ein Kindergarten?
Je nach Konzeption der Kita – also ob offene Arbeit oder geschlossene Gruppen – benötigen die gruppenbasierte Einrichtungen: Gruppenraum, Waschraum, Wickelraum, Küche, Essens- bzw. Speiseraum, Ruhreraum/Rückzugsmöglichkeiten, Turnraum und Garten. In offenen Einrichtungen werden fast ausschließlich Funktionsräume für die entsprechenden Aktivitäten und Bildungsangebote eingesetzt (Kreativwerkstatt, Forscherraum etc.).
Wie groß müssen Räume in Kindertagesstätten sein?
Die Raumgröße in Kindertagesstätten unterliegt keiner einheitlich bindenden Regelung. In Deutschland und Österreich liegt die durchschnittliche Raumfläche pro Kind bei ca. 3m². In der Schweiz wird eine Klassenraumgröße von ca. 75m² empfohlen. Experten raten zu einer Raumfläche von 6m² Innen- und 15m² Außenfläche für jedes Kind.
Wie wichtig ist die Raumgestaltung im Kindergarten?
In Kindergarten und Kita spielt die Raumgestaltung eine große Rolle, da die Räume als sicherer Hafen außerhalb des Zuhauses fungieren. Kinder entdecken die Welt abseits ihrer Familie mit Neugierde und Selbstvertrauen, wenn sie eine konstante und vertrauensgebende Basis – z. B. den Gruppenraum – und viel Platz für Aktivitäten und ihre Entwicklung vorfinden.
Welche Rolle hat die pädagogische Fachkraft bei der Raumgestaltung?
In der Planung und Neugestaltung der Räumlichkeiten in Kindergarten und Kita nehmen pädagogische Fachkräfte eine zentrale Rolle ein. Sie sind Vertreter der kindlichen Bedürfnisse und stimmen die Räume auf Förderpotenziale und am Einrichtungskonzept ausgerichtete pädagogische Angebote ab. So wird der Raum neben den anwesenden Lehrpersonen schnell zum 3. Erzieher.
Was ist ein Funktionsraum im Kindergarten?
Gerade in der offenen Arbeit in Kindergarten und Kita kommen Funktionsräume zum Einsatz. Je nach Interesse können die Kinder gruppenunabhängig gezielt ein Thema bearbeiten und erforschen: Bauraum, Kreativraum, Bewegungsraum, Werkraum, Rollenspiel- und Theaterraum, Forscherraum, Leseraum und natürlich auch der Außenbereich.
Was macht einen Raum zum Bildungsraum?
In einem Bildungsraum – in diesem Fall in Kindergärten und Kitas – wird die kindliche Entwicklung und Bildung durch Einrichtung, Gestaltung und Beleuchtung unterstützt. Ein Bildungsraum regt an, beruhigt, ist konstant und doch auf die jeweiligen Bedürfnisse hin veränderbar. Durch Bildungsräume wird der angeborene Entdeckerdrang der Kinder unterstützt und ihre individuellen Interessen und Talente werden gefördert – die Selbstbildung wird geweckt.
Der Raum in der Elementarpädagogik
Genau wie bei Erwachsenen und älteren Kindern, werden auch bei Kleinkindern durch Räume gewisse Empfindungen und Aktionen ausgelöst. Ein Raum, der zwar sinnvoll eingerichtet ist, allerdings durch Farbgebung und verwendete Materialien eine abweisende Wirkung hat, erfüllt seinen Zweck genauso wenig, wie ein Raum, der zwar bedürfnisorientiert gestaltet wurde, aber dessen übervolle Möblierung keinen Platz für jegliche Bewegung zulässt. Vor der Raumplanung ist es also wichtig, dass sich alle Beteiligten der unterschiedlichen Wirkungen von Räumen bewusste werden. Gut zusammengefasst sind diese in dem Beitrag zu den „Grundlagen der Raumgestaltung für Kinder in den ersten drei Lebensjahren unter der Berücksichtigung entwicklungsbedingter und bedürfnisorientierter Aspekte“ von Valentina Wiebe.
- Wohlbefinden oder Unwohlsein auslösen
- zum Verweilen auffordern oder Flucht bewirken
- anregend wirken oder langweilig sein
- beruhigen oder aggressiv machen
- zur Bewegung anregen oder Bewegung bremsen
- zum Spielen einladen oder Spiele verhindern
Der Raum in der Elementarpädagogik hat viele Funktionen für die unterschiedlichsten Entwicklungsstufen der betreuten Kinder. Für altersgemischte Gruppen inklusive Krippenkindern, müssen andere Voraussetzungen erfüllt werden als für Vorschulgruppen. Als Beispiel sollte das Raumangebot gerade im altersgemischten Bereich durch unterschiedliche – gesicherte – Ebenen die Raumhöhe nutzen und den größeren Kindern einen Überblick über den Gruppenraum bieten. Das Klettern und Verstecken fördert hier die Motorik sowie die Selbstständigkeit. Für die Kleineren Mitglieder der Gruppe bieten sich Polsterlandschaften an, die zum Krabbeln und entdecken einladen. In einer Doppelfunktion können diese Polster dann auch für kleine Lese- und Ruhepausen zwischendurch genutzt werden. Die doppelte oder unterschiedliche Nutzung der Einrichtungsgegenstände sorgt für eine platzsparende und multifunktionale Einrichtung, die ganz entwicklungsorientiert auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder eingeht.
Wichtige Informationen zu Farbe und Material
Neben der optimalen Beleuchtung – also einer Mischung aus Tageslicht und einzeln steuerbaren künstlichen Lichtquellen – stehen auch die Farben der Räumlichkeiten in engem Zusammenhang mit dem Eindruck den ein Raum auf den ersten Blick macht.
Die am häufigsten eingesetzten Farben in Räumen der Kindertagesbetreuung sind (aufgrund ihrer raumvergrößernden und freundlichen Wirkung): Gelb, Orange, Hellblau, helle Erdtöne, helles Grün. Ergänzende Akzente können in Weiß oder Grau gesetzt werden.
Nachhaltige und natürliche Materialien, die stabil und unter Einhaltung der aktuellen Sicherheitsregeln in der Kleinkindbetreuung verbaut wurden, runden nun die Einrichtung der Kitas und Kindergärten ab.
Praktische, fördernde und die Sinne ansprechende Einrichtungsgegenstände:
- Lichttisch für den Sinnesraum
- Bausteine und passende Körbe für die Bauecke
- Getränkespender für den Essbereich, der die Selbstständigkeit der Kinder fördert
- kindgerechte Werkbank im Werkraum
- Matten und Polster für den Turnraum
- platzsparende Stapelliegen für den Ruheraum
- Staffeleien für den Kreativraum, für das Malen im Stehen
Orientierungshilfe zur Raumplanung in der Kita
Um Räume in Kindergarten und Kita optimal auf die Bedürfnisse der Kinder hin einzurichten, geben viele Experten aus der Praxis den folgenden Tipp:
Begeben Sie sich auf Augenhöhe der Kinder und erkunden Sie so den Raum oder den zukünftigen Raum. Durch den veränderten Blickwinkel lässt sich sofort erkennen, ob die Gestaltung des Raumes den Selbstbildungsprozess, die Spielfreude und die Eigenständigkeit der Kinder fördert oder diese im schlechtesten Fall sogar behindert.
Grundstruktur optimaler Kindergartenräume
- viel natürliches Licht und punktuell zuschaltbare Lichtquellen
- große Fensterfronten, die ein Stück draußen nach drinnen bringen
- breite Fensterbänke, die als erweiterte Spielfläche bzw. Beobachtungsposten für alles, was draußen passiert, verwendet werden können
- Funktionsbereiche im Raum trennen, um den Kindern die Orientierung und die Ordnung zu erleichtern
- Mobiliar in einer ergonomisch angepassten Höhe für die vorhandenen Altersgruppen der Kinder und Erwachsenen
Weitere Informationen zu einzelnen Räumen finden sich in den passenden Beiträgen unseres Blogs
Reggio – Wie der Raum zum 3. Erzieher wurde.
Eingangsbereich als Begegnungsort – mehr als die Visitenkarte der Einrichtung
Rückzugsraum – Entspannen, schlafen oder Sinneseindrücke sammeln.
Leseförderung – Leseecken und Bibliotheken und ihre Bedeutung für die Leseförderung.
Wickelraum – Hygieneerziehung im Kleinkindalter: Wickelräume ergonomisch einrichten.
Quellen:
- Wilk, Matthias u. Jasmund, Christina (2015), Kita-Räume pädagogisch gestalten, Beltz Verlag, Weinheim Basel
- https://www.kita-fachtexte.de
- https://www.kindergartenpaedagogik.de
- https://kita.rlp.de
- https://www.verkuendung-bayern.de
- https://www.dkhw.de
- https://volksschulbildung.lu.ch
- https://www.wien.gv.at
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