Tipps zur Leseförderung: Lesen lernen mit Comics
Welche positiven Effekte Comics haben und wie Sie Comics im Unterricht einsetzen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Vorteile von Comics für das Lesenlernen
Gute, auf das Alter der Leserinnen und Leser angepasste Comics haben eine ganze Reihe von Vorteilen für das Lesenlernen und die Lesemotivation. Sie erleichtern auch den Übergang von Bilderbüchern zu Romanen ohne Bilder.
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Geringe Textlänge und übersichtliche Struktur
Beim Lesen von herkömmlichen Büchern kann die Textlänge Leseneulinge und leseschwache Kinder leicht überfordern.
Im Gegensatz dazu zeichnen sich Comics durch Texte in Dialogform und kurze Erzähltexte aus. Durch die Strukturierung in runde Sprechblasen, wolkige Gedankenblasen und eckige Erzählerfelder ist der Text zudem übersichtlich gestaltet. Diese Kombination erleichtert Schülerinnen und Schülern den Einstieg ins Lesen und ermöglicht schnell Erfolgserlebnisse. -
Mehr Lesemotivation
Diese schnellen Erfolgserlebnisse tragen auch dazu bei, dass die Kinder Lust am Lesen entwickeln. Comics punkten aber auch mit spannenden, witzigen und actionreichen Geschichten, Heldinnen und Helden, mit denen sich die Kinder identifizieren können, und einer Vielzahl an Themengebieten. -
Visuelle Unterstützung
Durch die Verbindung von Bild- und Texterfassung wird das visuelle Denken und die Fähigkeit trainiert, Zusammenhänge herzustellen, was ein wichtiger Bestandteil des sinnentnehmenden Lesens ist.
Zudem fällt es den Schülerinnen und Schülern durch die Bilder leichter, ein Textverständnis zu entwickeln. Sie erfassen den Inhalt intuitiv und können den roten Faden der Geschichte besser verfolgen.
Dadurch eignen sich Comics besonders gut für leseschwache Kinder, die sich oft durch reine Textblöcke schnell überfordert fühlen. Die visuellen Hinweise geben ihnen zusätzlich Anhaltspunkte zur Deutung des Geschehens und zur Klärung unbekannter Wörter. -
Wortschatz, Satzbau und Sinnverständnis
Comics bieten eine ideale Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler an wichtige Grundelemente der Lesekompetenz heranzuführen. Mit den oft klaren und einfachen Dialogen können grundlegende Aspekte wie Satzbau und Wortschatz auf eine zugängliche Weise geübt werden. Comictexte verwenden meist einen alltagsnahen Sprachstil, der sich gut zur Erweiterung des Wortschatzes eignet.
Praxistipps für den Einsatz von Comics im Unterricht
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Erzählfolgen lesen und interpretieren
Eine effektive Übung zur Leseförderung mit Comics ist die Arbeit mit Erzählfolgen. Dabei geben Sie den Schülerinnen und Schülern die Aufgabe, Comic-Panels in die richtige Reihenfolge zu bringen und die Handlung nachzuerzählen.
Mit dieser Methode fördern Sie das logische Verständnis von Erzählstrukturen. Die Schülerinnen und Schüler werden aktiv aufgefordert, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Variation: Zeigen Sie den Kindern einzelne Panels und geben die Aufgabe, fehlende Details zu interpretieren oder weiterzuerzählen. Solche Aufgaben fördern das Verständnis für Erzählverläufe und stärken die Fähigkeit, Inhalte strukturiert wiederzugeben und zu analysieren. -
Eigene Comics erstellen
Eine besonders kreative Möglichkeit, das Verständnis für Erzählstrukturen und sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu fördern, ist das Erstellen eigener Comics. Die Schülerinnen und Schüler überlegen sich dafür zunächst eine kurze Handlung. Im nächsten Schritt schreiben sie die Dialoge und den Erzähltext und teilen diese auf einzelne Szenen auf. Zuletzt zeichnen sie die Bilder und fügen den Text ein. Damit nichts schiefgeht, kann dieser Schritt zunächst grob skizziert werden, bevor die Kinder an die finale Fassung gehen.
Das fördert nicht nur ihre Kreativität, sondern auch das Verständnis für Text-Bild-Beziehungen und Erzählformen.
Variation: Solche Projekte lassen sich auch gut in einer Partner- oder Gruppenarbeit umsetzen und fördern dann die Zusammenarbeit und das gegenseitige Feedback. -
Comic-Leseecke
Die „Comic-Leseecke“ kann entweder in eine bestehende Leseecke integriert werden oder bei wenig verfügbarem Platz auch ein Regalfach mit altersgerechten Comics sein.
Die Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, sich entspannt mit den Comics auseinanderzusetzen. Die Leseecke ermöglicht den Schülerinnen und Schülern das selbstständige Lesen, um ihre Lesefähigkeiten im eigenen Tempo weiterzuentwickeln. -
Weitere Tipps
- Leseverständnis-Fragen: Durch gezielte Fragen zum Inhalt der einzelnen Comic-Szenen können Sie das Verständnis der Schülerinnen und Schüler überprüfen.
- Verteilte Rollen: Lassen Sie die Kinder das Comic mit verteilten Rollen lesen. Wenn die Kinder den Text einmal gelesen haben, können sie die Sequenz wiederholen und noch mehr darauf achten, die Charaktere der Figur und die Stimmungslage wiederzugeben.
- Text-Bild-Zuordnung: Mischen Sie Bilder und dazugehörige Textfragmente. Die Schülerinnen und Schüler müssen die richtigen Kombinationen finden, um die Geschichte in der richtigen Reihenfolge zu rekonstruieren.
- Charakteranalyse: Die Schülerinnen und Schüler sollen die Hauptfiguren und deren Beziehungen beschreiben. Dies fördert das Verständnis für Charakterentwicklungen und soziale Dynamiken in Erzählungen.
- Szenen nacherzählen oder umschreiben: Die Schülerinnen und Schüler beschreiben eine Comic-Szene in eigenen Worten oder schreiben sie um. Damit trainieren sie das Sprachgefühl und das Textverständnis.
Passende Comics auswählen
Damit die Schülerinnen und Schüler Spaß an den Comics haben, sollten sie altersgerecht sein und die Kinder thematisch ansprechen.
Für Grundschulkinder (Klassen 1–4):
Passende Comics als Erstlesebücher bieten einfache Sprache und spannende, witzige Geschichten, die sich gut für Leseanfängerinnen und Leseanfänger eignen:
- Tanja Esch: Boris, Babette und lauter Skelette, Kibitz Verlag
- Gud: Timothy Top, Edition Helden
- Patrick Wirbeleit und Uwe Heidschötter: Kiste, Reprodukt
- Suzanne Lang und Max Lang: Jim war's nicht!, Loewe Graphix
Für die Mittelstufe (Klassen 5–7):
Längere Comics und Comic-Bücher, die Humor mit interessanten Abenteuern kombinieren, eignen sich für Schülerinnen und Schüler mit etwas mehr Leseerfahrung.
- René Goscinny und Albert Uderzo: Asterix und Obelix, Egmont Comic Collection.
- Lylian, Paul Drouin, James Christ, Aureyre Lorien, Mobidic, Luisa Russo: Die Giganten, Carlsen.
- Hans Jørgen Sandnes: Krypto – Geheimnisvolle Meereswesen, Loewe Graphix.
- Josephine Mark: Trip mit Tropf, Kibitz Verlag.
Für ältere Schülerinnen und Schüler (Klassen 8 und höher):
Graphic Novels bieten anspruchsvollere Inhalte, die sich für Diskussionen und tiefere Analysen eignen.
- Naoki Urasawa: Asadora!, Carlsen.
- Marjane Satrapi: Persepolis, Vintage.
- Alice Oseman: Heartstopper, Loewe Graphix.
- Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin: Völlig meschugge?!, Carlsen.
Comics sind also alles andere als der Konkurrent oder Feind des „richtigen“ Buchs. Sie bieten vielmehr eine tolle Einstiegsmöglichkeit in die Welt des Lesens und bringen mehr Vielfalt.
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