
Klassenarbeiten erstellen: Tipps für Planung, Aufgaben und Korrektur

Wer am Anfang seiner Lehramtslaufbahn steht, wirft oft einen sehnsüchtigen Blick auf den wohlgefüllten Fundus an Klassenarbeiten und Unterrichtsmaterialien der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen.
Doch auch unter den Beneideten gibt es manche, die mit ihrem System noch nicht ganz zufrieden sind, weil die Erstellung und Korrektur jeder Arbeit Stunden verschlingt.
Für alle, die noch an ihrer Routine feilen oder sich bei der nächsten Klassenarbeit einfach etwas Arbeit ersparen möchten, haben wir in diesem Beitrag praktische Tipps und erprobte Strategien gesammelt.
Das Ziel ist klar: Klassenarbeiten sollen fair, transparent und aussagekräftig sein und im besten Fall nicht in endlosen Korrekturen enden.
Mit einer durchdachten Vorbereitung, klaren Aufgabenstellungen und einer sinnvollen Punkteverteilung wird der Weg dorthin deutlich einfacher.
Klassenarbeiten erstellen: Aufgaben, Aufbau und Gestaltung
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Aufgaben:
Gute Aufgaben repräsentieren und gewichten die im Unterricht erarbeiteten Lerninhalte und -ziele.
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Unterschiedliche Anforderungsniveaus:
→ Wissen reproduzieren
→ Wissen anwenden
→ Transferleistungen erbringen durch Erläutern, Beschreiben, Hypothesen aufstellen, Interpretieren … -
Aufgabenmischung:
Mit einer Mischung aus einfacheren Fragen und höher gesteckten Anforderungen können Sie das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler ermitteln. -
Aufgabenfundus anlegen:
Gerade wenn das eigene Repertoire an Klausuraufgaben noch nicht allzu groß ist, ist es kein Fehler, bereits bei der Planung und während der Unterrichtseinheit geeignete Aufgaben sozusagen zur Seite zu legen. Gleichzeitig können Sie „baugleiche“ Fragen schon mit den Schülerinnen und Schülern üben.
Der Vorteil: Das gute Gefühl, schon etwas getan zu haben, später Zeit sparen und die Vermeidung von Stresssituationen, wenn Sie feststellen müssen, dass Sie die besten Fragen bereits im Unterricht „verbraucht“ haben.
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Aufgaben erstellen mit KI
KI kann die Erstellung von Klassenarbeiten erleichtern, vor allem, wenn Sie regelmäßig Aufgaben anpassen oder für verschiedene Klassenstufen konzipieren müssen. Mit Chatbots wie ChatGPT oder Gemini können Sie beispielsweise Aufgaben aus einem Text heraus generieren lassen, Erwartungshorizonte vorschlagen oder Musterlösungen entwerfen lassen. Mit dem passenden Prompt klappt das fachlich präzise und altersgerecht.
Digitale Tools sparen Zeit, bieten Inspiration und helfen bei Routineaufgaben. Sie ersetzen jedoch nicht die pädagogische Verantwortung bei der Auswahl und Bewertung von Aufgaben. Insbesondere KI-generierte Inhalte sollten immer kritisch überprüft und fachlich angepasst werden.
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Aufgabenformen:
Nutzen Sie die Vorteile unterschiedlicher Aufgabenarten – jede hat ihre Berechtigung:
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Geschlossene Aufgaben
Vorgegebene Antwortoptionen, prüfen Faktenwissen, sind schnell zu korrigieren, können aber zum Raten verleiten.
Z. B. Multiple Choice, Zuordnungsaufgaben, Richtig-Falsch-Aufgaben. -
Halboffene Aufgaben
Antworten nicht vorgegeben, aber klar definierte Lösung, fordern präzises Wissen, sind konzeptionell überschaubar und korrigierfreundlich.
Z. B. Lückentexte ohne Antwortoptionen, Kurzantworten, Beschriftungsaufgaben. -
Offene Aufgaben
Umfassende, eigenständig formulierte Lösungen, zeigen Fähigkeit zur Argumentation, Problemlösung, Kreativität und eigenständigen Denkprozessen, schnell erstellt, aber aufwändig in der Korrektur.
Z. B. Interpretationen, Begründungen, Aufsätze, Erörterungen.
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Alte Klassenarbeiten sind wertvolle Ressourcen. Das Zauberwort lautet: Variieren statt Wiederholen.
Schülerinnen und Schüler merken schnell, wenn Aufgaben 1:1 übernommen werden. Kleine Umformulierungen, neue Kontexte oder Kombinationen verschiedener Aufgaben erhöhen die Qualität – und mindern das Risiko für Täuschungsversuche.
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Aufgaben mischen:
Eine Mischung der Aufgabenformen kommt sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch Ihnen entgegen. Weniger üblich ist es, die Aufgaben mit verschiedenem Schwierigkeitsgrad zu mischen. Hier erfolgt in der Regel ein Aufbau von leicht zu schwer. Die schwierigste Aufgabe sollte vor allem nicht ganz am Anfang stehen (das könnte die Klasse zum Einstieg in die Arbeit stark verunsichern). -
Zeitmanagement:
Hier gilt, lieber noch zehn Minuten Puffer zu viel, als zwei Minuten zu wenig einbauen.
Es liegt in Ihrer Verantwortung, dass die Klasse ihre Leistung ohne Zeitnot zu Papier bringen darf. Haben die Schülerinnen und Schüler Angst, dass die Zeit nicht reicht, steigt die Nervosität und die Konzentration lässt nach. Unleserliche Arbeiten voller Flüchtigkeitsfehler können dann die - auch für die Korrektur - unschöne Folge sein. -
Gestaltung und Übersichtlichkeit:
Vielen Fragen und Missverständnissen beugen Sie durch eine übersichtliche Gestaltung und Gliederung der Klassenarbeit vor. Die Schülerinnen und Schüler sollten auf einen Blick erkennen, wie viele Aufgaben Sie erledigen müssen oder welche Informationen besonders wichtig sind (unterstreichen, „fett“ schreiben, in eine Überschrift packen).
Weitere wichtige Punkte:
- Klare Gliederung in Aufgabenblöcke
- Einfache, klare Formulierungen
- Hervorhebungen durch fett, Kursiv
- Signalwörter (z. B. „beschreibe“, „interpretiere“, „zeichne“, „beschrifte“)
- Ausreichend Platz für Antworten
- Felder für Name, Datum, Fach
- Ggf. motivierende Elemente (z. B. kleine Grafik oder Auflockerungssatz)
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Korrekturleser:
Bei den ersten selbst erstellten Klassenarbeiten ist es nicht schlecht, eine zweite Meinung einzuholen. Die Person kann auch fachfremd sein oder gar nicht im Schuldienst stehen. Außenstehende sehen oft besser, ob Sie nicht klar und prägnant formuliert haben oder etwas missverständlich bzw. unübersichtlich ist.
Vor der Klausur
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Terminfindung:
Denken Sie bei der Terminvergabe an die Klasse, aber auch an sich!
Kündigen Sie der Klasse die Termine rechtzeitig an. Ein Zeitpunkt etwa drei, aber mindestens zwei Wochen davor ist günstig (auch wenn Sie ahnen, dass die meisten erst zwei Tage vorher in die Bücher schauen …).
Sicherheitshalber sollten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler eine Woche vor der Klausur nochmals an das näherkommende Ereignis erinnern.
Werfen Sie einen Blick in den Klausurenkalender. Die Schülerinnen und Schüler sollten nicht zu viele Arbeiten pro Woche schreiben müssen. Zwei sind ok, in Ausnahmefällen sind auch drei möglich. Der Druck auf die Schülerinnen und Schüler v.a. bei lernintensiven Fächern ist dann jedoch schon hoch und das Murren der Klasse ist in solchen Fällen nicht ganz unbegründet.
Schauen Sie aber auch in Ihren Kalender: Ballen sich die Klausurtermine zu bestimmten Zeiten, kommt auch eine geballte Korrekturaufgabe auf Sie zu!
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Bekanntgabe des klausurrelevanten Stoffs:
Nehmen Sie sich im Unterricht Zeit, den prüfungsrelevanten Stoff transparent zu kommunizieren und offene Fragen zu klären. Geprüft werden sollte selbstverständlich nur, was auch im Unterricht gründlich behandelt wurde. Eine klare Übersicht hilft den Schülerinnen und Schülern, sich gezielt vorzubereiten – und reduziert gleichzeitig Rückfragen kurz vor der Klausur.
Vorbereitung auf die Durchführung der Klassenarbeit
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Klare Ansagen:
Was passiert, wenn Sie einen Schülerinnen und Schüler beim Abschreiben oder Schummeln erwischen? Welche Hilfsmittel (Taschenrechner, Formelsammlung …) sind erlaubt? Wie gehen Sie mit Informationen auf Konzeptpapier um?
Ein weiterer Klassiker: der Hinweis, die Aufgabenstellungen sorgfältig zu lesen. Auch wenn das selbstverständlich klingt – Prüfungsnervosität sorgt oft dafür, dass selbst einfache Anweisungen überlesen oder falsch verstanden werden. -
Arbeitsanweisungen und Erwartungen formulieren:
Viele Kleinigkeiten können Sie direkt in die Klausur packen: Sind Mehrfachantworten bei Multiple Choice-Fragen möglich? Genügen Stichworte oder erwarten Sie ausformulierte Sätze? Was tun, wenn das Falsche markiert wurde?
Befürchten Sie aber, dass Ihre Schützlinge die Besonderheiten oder bestimmte Erwartungen zu einer Aufgabe nicht gleich erfassen, weisen Sie die Klasse schon im Voraus darauf hin (am besten vor dem Austeilen, denn sonst bekommt es die Hälfte nicht mit und Sie beantworten die Frage fünfmal).
Manchmal ist es sinnvoll, die gesamte Arbeit kurz gemeinsam durchzugehen. Die Schülerinnen und Schüler wissen dann, was auf sie zukommt und können besser einschätzen, welche Aufgaben zeitaufwendig werden.
Vorbereitung auf die Korrektur
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Erwartungshorizont und Musterlösungen:
Ja, Musterlösungen zu erarbeiten kostet Zeit und Mühe – Sie sparen beides aber wieder bei der Korrektur.
- Warum? Hilft bei der objektiven und nachvollziehbaren Bewertung.
- Extra: Beim Erstellen der Musterlösungen erkennen Sie Unklarheiten oder zeitliche Probleme.
- Zeitmaßstab: Als Lehrkraft sollten Sie nur einen Bruchteil der Bearbeitungszeit benötigen – sonst ist die Aufgabe zu schwer.
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Punkteverteilung:
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Zu erreichenden Punkte bereits auf der Klassenarbeit angeben:
→ schafft Transparenz
→ Aber: Sie sind an die Vorgabe gebunden, auch wenn sich Aufgaben als zu schwer herausstellen. -
Verteilungstipp:
Bis zur Oberstufe lieber viele kleine Aufgaben statt weniger großer. Das reduziert das Risiko von Ausfällen und ermöglicht differenzierte Leistungsmessung. -
Punkte nach Aufwand und Komplexität vergeben:
Für aufwendige und schwere Aufgaben gibt’s die meisten Punkte, dann wird abgestuft. Für die Korrektur gilt in der Regel: Je mehr Punkte, umso mehr Korrekturaufwand.
Haben Sie in Ihrem Erwartungshorizont vier wichtige Informationen festgelegt, macht es wenig Sinn, 16 Punkte anzusetzen und sich dann den Kopf zu zerbrechen, ob eine Antwort leicht besser oder leicht schlechter als die andere war. Acht Punkte reichen in diesem Fall zur Abstufung völlig. -
Differenzierte Bewertung:
In manchen Fächern ist es sinnvoll, differenziert zu bewerten. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler dann ruhig wissen, dass nicht nur Punkte für richtige Inhalte, sondern z.B. eben auch für eine stringente Argumentation, Rechtschreibung oder Stil zu erzielen sind.Damit es transparent bleibt, die Punkte lieber getrennt angeben (z.B. Inhalt: 2 Punkte, Argumentation: 1 Punkt). Die Schüler sehen so, dass sie vielleicht die Fakten gut gelernt haben, aber die Argumentation nicht schlüssig oder die Rechtschreibung eine Katastrophe ist. Auch Sie selbst werden die Punkte bei der Korrektur sicherer und damit auch schneller vergeben können.
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Notenschlüssel:
Machen Sie es sich nicht zu schwer und passen Sie die zu erzielende Punktezahl der Notenskala an (d.h. die Punktezahl ist durch „sechs“ oder für Sekundarstufe II durch 15 teilbar ;-) ).
Klappt das nicht, gibt’s inzwischen taugliche Notenschlüsselrechner im Netz, z.B. bei Lehrerfreund.de oder Bob Blume.
Mit einer durchdachten Punkteverteilung und einem gut formulierten Erwartungshorizont geht das Korrigieren wie von selbst – na gut, fast wie von selbst.
Fazit
Nutzen Sie alle formalen und textbasierten Möglichkeiten, die Sie bei der Konzeption der Klassenarbeit haben, um den Schülerinnen und Schülern die Arbeit zu erleichtern! Je übersichtlicher die Struktur und je klarer Ihre Formulierungen, desto weniger schlechte Leistungen kommen durch Missverständnisse, fehlerhafte Einschätzungen von Aufgaben oder ein falsches Zeitmanagement zustande.
Die ganze Arbeit, die Sie vorab in die Formulierung der Aufgaben, die Gestaltung der Arbeit, Gedanken zu Ihren Leistungserwartungen und eine durchdachte Punktevergabe gesteckt haben, macht sich v.a. auch bei der Korrektur bezahlt!
Komprimiert ausgedrückt: Mehr Mühe bei der Vorbereitung = unkomplizierte Durchführung, schnellere Korrektur, objektivere und nachvollziehbarere Bewertung und weniger Diskussionen bei der Besprechung.
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