Hochsensible Kinder im Kindergarten
Im Kindergarten begegnen Erzieherinnen und Erzieher Kindern mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Bedürfnissen. Eine besondere Gruppe bilden die hochsensiblen Kinder. Sie nehmen ihre Umwelt intensiver wahr, reagieren stärker auf Reize und benötigen oft mehr Rückzugsmöglichkeiten. Der Umgang mit hochsensiblen Kindern erfordert daher ein besonderes Feingefühl und eine angepasste Gestaltung des Kindergartenalltags, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Dieser Blogbeitrag beleuchtet, was Hochsensibilität bedeutet, wie sie erkannt wird und wie der Kindergartenalltag für hochsensible Kinder fördernd gestaltet werden kann.
Was ist Hochsensibilität?
Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das durch eine besonders intensive Wahrnehmung äußerer und innerer Reize gekennzeichnet ist. Diese Kinder verarbeiten Informationen tiefer und reagieren empfindlicher auf Reize wie Geräusche, Gerüche oder Emotionen anderer Menschen. Das bedeutet nicht, dass sie schwächer oder weniger belastbar sind, sondern dass sie bestimmte Situationen anders und oft intensiver erleben. Hochsensible Kinder nehmen Details wahr, die anderen verborgen bleiben, und sie können sich tief in Gedanken oder Gefühle vertiefen, was ihnen in der Verarbeitung oft mehr Zeit abverlangt.
Im Kindergartenalltag, der häufig laut, bunt und voll von Eindrücken ist, kann dies eine Herausforderung darstellen. Diese Kinder brauchen daher eine besondere Unterstützung, um sich wohlzufühlen und ihr Potenzial zu entfalten. Gleichzeitig können sie mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten, wie ihrer Feinfühligkeit und Kreativität, eine Bereicherung für die Gruppe sein.
Zweifel an der Hochsensibilität
Die Vorstellung der Hochsensibilität wird in der pädagogischen Praxis nicht selten kritisch betrachtet. Manche vermuten, dass es sich um eine Modediagnose handelt, die für Kinder genutzt wird, die Schwierigkeiten haben, sich anzupassen. Andere sehen darin einen Versuch, auffälliges Verhalten zu erklären, ohne tiefere psychologische oder soziale Ursachen zu berücksichtigen.
Die Realität zeigt jedoch, dass Hochsensibilität wissenschaftlich fundiert ist und bei 15-20 % der Menschen auftritt. Hochsensible Kinder zeigen durchgängig ähnliche Verhaltensweisen und Bedürfnisse, die sich deutlich von anderen Kindern unterscheiden. Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit hochsensiblen Kindern ist das Ernstnehmen dieser Eigenschaften, ohne sie pathologisieren zu wollen. Stattdessen geht es darum, zu erkennen, dass diese Kinder anders auf ihre Umwelt reagieren und entsprechend feinfühliger unterstützt werden müssen.
Welche Anzeichen äußern hochsensible Kinder?
Hochsensible Kinder zeigen oft Verhaltensweisen, die sie von anderen unterscheiden. Sie reagieren empfindlich auf laute Geräusche, helles Licht oder intensive Gerüche und können in überfüllten oder chaotischen Umgebungen schnell überfordert sein. Oft ziehen sie sich dann zurück, wirken schüchtern oder gereizt, was als Reaktion auf eine Überlastung durch zu viele Reize verstanden werden kann.
Darüber hinaus haben diese Kinder häufig ein stark ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Sie können die Stimmungen und Gefühle ihrer Mitmenschen regelrecht „aufsaugen“, was für sie emotional anstrengend sein kann. Auch zeigen sie oft eine besondere Kreativität, sei es im künstlerischen Bereich oder beim Erfinden von Geschichten und Spielen. Diese Sensibilität kann sich ebenfalls in einem hohen Gerechtigkeitssinn äußern: Hochsensible Kinder sind häufig sehr darauf bedacht, dass Regeln eingehalten werden und empfinden Ungerechtigkeit als besonders belastend.
AD(H)S oder Hochsensibilität?
Ein häufiger Stolperstein bei der Diagnose von hochsensiblen Kindern ist die Verwechslung mit AD(H)S. Auf den ersten Blick können sich einige Symptome überschneiden: Beide Gruppen von Kindern zeigen gelegentlich Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sind schnell abgelenkt oder reagieren stark auf äußere Einflüsse.
Der Unterschied liegt jedoch in den Ursachen dieser Verhaltensweisen. Bei hochsensiblen Kindern resultiert die Reizüberflutung aus ihrer intensiven Wahrnehmung, während bei AD(H)S die Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeitssteuerung und Impulskontrolle begründet sind. AD(H)S-Kinder zeigen häufiger impulsives und unkontrolliertes Verhalten, während hochsensible Kinder eher zurückhaltend oder überfordert wirken, wenn sie zu vielen Reizen ausgesetzt sind. Eine genaue Beobachtung sowie eine professionelle Einschätzung helfen, die richtige Unterstützung anzubieten.
Der Kindergartenalltag mit hochsensiblen Kindern
Der Kindergartenalltag stellt hochsensible Kinder oft vor besondere Herausforderungen. Sie brauchen mehr Rückzugsmöglichkeiten, Ruhephasen und eine klare Struktur, um sich in der oft hektischen und lauten Umgebung eines Kindergartens zurechtzufinden. Es ist wichtig, eine Balance zwischen Anregung und Ruhe zu schaffen, damit diese Kinder nicht überfordert werden.
Tagesablauf
Ein geregelter und vorhersehbarer Tagesablauf ist für hochsensible Kinder von besonderer Bedeutung. Feste Rituale, wie das gemeinsame Frühstück oder das Vorlesen einer Geschichte, bieten ihnen Orientierung und Sicherheit. Sie brauchen ausreichend Zeit, um von einer Aktivität zur nächsten überzugehen. Plötzliche Wechsel oder unerwartete Ereignisse können Unruhe auslösen, weshalb klare Ankündigungen und Transitionsphasen hilfreich sind. Ruhepausen, in denen das Kind sich zurückziehen kann, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, sind ebenfalls notwendig.
Raumgestaltung
Der Raum, in dem sich hochsensible Kinder aufhalten, sollte so gestaltet sein, dass er ihnen Ruhe und Sicherheit bietet. Eine zu grelle und überladene Umgebung kann schnell überfordern. Sanfte Farben, natürliche Materialien und ausreichend Tageslicht tragen zu einer beruhigenden Atmosphäre bei. Rückzugsmöglichkeiten wie Kuschelecken oder kleine Höhlen geben dem Kind die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurückzuziehen. Auch eine Reduzierung von Lärmquellen, wie das Schaffen von leisen Bereichen im Raum, kann hilfreich sein.
Aktivitäten
Aktivitäten sollten auf die Bedürfnisse der hochsensiblen Kinder abgestimmt sein. Kreative Tätigkeiten wie Malen, Basteln oder Kneten bieten ihnen die Möglichkeit, sich auszudrücken, ohne dabei unter Leistungsdruck zu geraten. Regelmäßige Naturerlebnisse, wie Spaziergänge oder Spielen im Freien, wirken ausgleichend und beruhigend. Bewegungsspiele und Musik sind ebenfalls wertvolle Elemente, sollten aber in einem Rahmen stattfinden, der keine Überstimulation fördert. Insgesamt ist es wichtig, den Kindern Raum zu geben, sich auf ihre eigene Weise einzubringen, ohne sie zu überfordern.
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