Die Lernwerkstatt im Kindergarten
Das Konzept der Lernwerkstatt im Kindergarten ist in der Reformpädagogik verwurzelt. Was genau ist eine Lernwerkstatt? Welche Bildungsbereiche fördert sie? Und welche Rolle nehmen pädagogische Fachkräfte in dieser Umgebung ein? Praktische Tipps und Beispiele zur Einrichtung und Gestaltung einer Lernwerkstatt werden in diesem Beitrag vorgestellt, um eigenständiges und entdeckendes Lernen bei den Kindern zu unterstützen. Lernwerkstätten fördern das Lernen mit Herz und Hand und ermöglichen so spielerisch die Selbstbildungsprozesse der Kinder.
Was ist eine Lernwerkstatt?
Eine Lernwerkstatt ist mehr als nur ein Raum mit Materialien. Ihren Ursprung hat sie in der Reformpädagogik und ist ein Ort, an dem Kinder eigenständig forschen, entdecken und lernen können. Im Gegensatz zur klassischen angeleiteten Beschäftigung steht hier das forschende Lernen im Vordergrund. Die Kinder haben die Freiheit, ihre eigenen Fragen zu entwickeln und durch gezieltes Experimentieren Antworten zu finden. Eine Lernwerkstatt schafft die Rahmenbedingungen, in denen Kinder ihre Kreativität und Neugier uneingeschränkt ausleben können. In der Regel sind die Bereiche einer Lernwerkstatt so gestaltet, dass sie vielfältige Materialien und Werkzeuge enthalten, die von den Kindern nach Belieben genutzt werden können.
Auch in einer Lernwerkstatt gelten natürlich Regeln, um das sichere Arbeiten mit dem bereitgestellten Material zu gewährleisten. Durch die gedankliche Nähe zu den Makerspaces, die an Schulen im Einsatz sind, lassen sich die Grundgedanken und Regeln eines Makerspace auch auf die Lernwerkstätten übertragen.
Unter dem Ansatz „das Lernen lernen“ werden Kinder als kompetente, selbstständig handelnde Individuen gesehen. Der pädagogische Gedanke dahinter ist, dass Kinder in der Lage sind, ihre Umwelt aktiv mitzugestalten, wenn ihnen die entsprechenden Möglichkeiten und Freiheiten geboten werden. Lernwerkstätten folgen daher keinem starren Plan voller ausgearbeiteter Aktivitäten, sondern passen sich den individuellen Interessen und Bedürfnissen der Kinder an.
Welche Bildungsbereiche fördert eine Lernwerkstatt?
Lernwerkstätten sind flexibel und decken eine Vielzahl von Bildungsbereichen ab. Zu den wichtigsten gehören:
- Mathematik: In der Mathematikecke können Kinder spielerisch mit Zahlen, Formen und Mengen umgehen. Sie haben die Möglichkeit, ihre mathematischen Fähigkeiten durch den Einsatz von Bauklötzen, Zahlenkarten oder Zählspielen zu entwickeln.
- Naturwissenschaften: Hier geht es um das Forschen und Experimentieren. Kinder untersuchen beispielsweise, wie Pflanzen wachsen, wie sich Materialien bei unterschiedlichen Temperaturen verhalten oder wie Magnetismus funktioniert. Diese praktischen Erlebnisse vertiefen das naturwissenschaftliche Verständnis.
- Sprache: Auch die Sprachentwicklung kann ein zentraler Bildungsbereich der Lernwerkstatt sein. Durch Erzählungen, Rollenspiele oder den kreativen Umgang mit Schrift und Text – zum Beispiel in Sandwannen – werden die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder auf spielerische Weise gefördert.
- Technik: In der Technik-Ecke stehen einfache Werkzeuge und Materialien zur Verfügung, mit denen Kinder erste handwerkliche und technische Erfahrungen sammeln können. Das Zusammenbauen und Auseinandernehmen von Geräten schult das technische Verständnis und fördert das räumliche Denken.
Die Lernwerkstatt bietet durch ihre vielfältigen Angebote das Stärken von sowohl kognitiven als auch kreativen Kompetenzen. Die Kinder lernen auf spielerische Weise, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und eigenständig Lösungen für Probleme zu finden.
Erzieherinnen und Erzieher in der Lernwerkstatt
Die Rolle der Erzieherinnen und Erzieher in der Lernwerkstatt ist eine besondere. Statt klassischer Anleitung stehen in diesem Bereich die Funktionen als Begleitperson und Unterstützende im Fokus. Ihre Aufgabe besteht darin, die Lernumgebung so vorzubereiten, dass sie den Kindern vielfältige Anreize bietet. Sie beobachten das Verhalten der Kinder, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und geben bei Bedarf Impulse, um den Selbstbildungsprozess zu unterstützen.
Dieser partizipative Ansatz erfordert von den pädagogischen Fachkräften ein hohes Maß an Flexibilität und Einfühlungsvermögen. Es gilt, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und entsprechend darauf einzugehen, ohne sie in ihrer Selbstständigkeit einzuschränken. Die Herausforderung besteht darin, den Kindern genug Freiheit zu lassen, um eigenständig zu arbeiten, aber gleichzeitig sicherzustellen, dass sie bei Bedarf Unterstützung erhalten.
Wie wird eine Lernwerkstatt eingerichtet?
Eine Lernwerkstatt sollte so gestaltet sein, dass sie den Kindern eine Vielzahl an Lernmöglichkeiten bietet. Die Einrichtung einer Lernwerkstatt orientiert sich dabei an den Interessen der Kinder und sollte daher flexibel sein. Zu den grundlegenden Elementen einer gut ausgestatteten Lernwerkstatt gehören:
- Verschiedene Materialien: Materialien wie Holz, Metall, Stoffe oder auch Alltagsgegenstände können in einer Lernwerkstatt genutzt werden, um das Experimentieren und Forschen zu fördern.
- Werkzeuge: Lupen, Waagen, Magnete und einfache Handwerkzeuge bieten Kindern die Möglichkeit, technische und naturwissenschaftliche Phänomene zu untersuchen.
- Flexibilität: Der Raum sollte so gestaltet sein, dass er je nach Projektthema leicht umgestaltet werden kann. Mobile Möbel und modulare Materialien ermöglichen es, den Raum an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen.
Praxistipps und Ideen für die Lernwerkstatt
- Naturwissenschafts-Ecke: Ein Tisch mit Experimentiermaterialien wie Wasser, Sand, Steinen und Pflanzen kann den Kindern Raum für eigene Experimente geben. Beispielsweise kann eine "Pflanzenforschungsstation" eingerichtet werden, an der Kinder den Wachstumsprozess von Pflanzen über mehrere Wochen beobachten.
- Mathematik-Spiele: Eine Ecke mit Zahlenpuzzles, Würfeln und Bausteinen bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre mathematischen Fähigkeiten durch spielerische Aufgaben zu erweitern. Hier können auch kleine Wettbewerbe stattfinden, um die Begeisterung für Mathematik zu fördern.
- Technik-Ecke: In einem separaten Bereich könnten einfache Werkzeuge und Materialien wie Schrauben, Holz und Nägel zur Verfügung stehen. Kinder können hier handwerkliche Fähigkeiten entwickeln und technisches Verständnis aufbauen, indem sie beispielsweise kleine Holzprojekte umsetzen.
- Projektwochen: Einmal im Monat könnte ein spezielles Projekt gestartet werden, bei dem sich die gesamte Lernwerkstatt um ein bestimmtes Thema dreht, wie "Wasser", "Luft" oder "Licht". Dies ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema und fördert die ganzheitliche Bildung.
Durch diese praktische Umsetzung wird die Lernwerkstatt zu einem Ort, der die kindliche Neugier und die Freude am Entdecken fördert. Eine gut durchdachte Lernumgebung schafft die Voraussetzung für nachhaltiges und tiefgreifendes Lernen, das die Kindern weit über die Kindergartenzeit hinaus begleiten wird.
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