Beiträge zur Firmengeschichte 2: Herausforderungen kommen auf das junge Unternehmen zu
Im ersten Teil der „Beiträge zur Firmengeschichte“ berichtete Firmengründer Arnulf Betzold, wie die Idee entstand, im Jahr 1970 einen Lehrmittelhandel zu gründen. Mehr zu diesen ersten Jahren und warum schon 1973 ein Wegzug aus Schwäbisch Hall nötig wurde, lesen Sie hier.
Wie es mit dem jungen Unternehmen in der folgenden Zeit erging, erfahren Sie nun:
Umzug nach Regelsweiler
Weil wir unser Geschäft von überall aus betreiben konnten, suchten wir nach einem preiswerten Gebäude auf dem flachen Land. In Regelsweiler, einem Ortsteil von Stödtlen, fanden und kauften wir eines.
Das Haus war sehr alt, aber innen zum Teil ganz ordentlich modernisiert und an die Kanalisation angeschlossen. Die Räume konnten ohne großen Aufwand sofort genutzt werden.
Für meine Reisetätigkeit zu den Schulen in Baden-Württemberg lag Regelsweiler nicht gerade zentral. Das machte aber nicht viel. Ich musste auch oft zu guten Kunden im nun nahe gelegenen Bayern.
In unserem kleinen Haus befanden sich vier Zimmer, eine Küche, ein Bad und ein Keller. Zwei der nicht allzu großen Zimmer reichten uns damals als Büroräume. Im Garten stand ein alter, aus Holz gebauter Schuppen. Der sah zwar nicht gerade repräsentativ aus und war auch nicht einbruchsicher, die Größe reichte aber für unser damaliges Warenlager aus.
Unkonventionell wie wir waren, freuten wir uns darauf, in diese Räumlichkeiten zu ziehen und unser Unternehmen dort einzurichten. Was sollte da schwierig sein oder nicht gehen?
Eine Schwierigkeit beim Start in Regelsweiler
Dann kam aber doch eine fürchterliche Schreckensnachricht auf uns zu. Wir beantragten bei der Post (die Telekom gab es noch nicht) einen Telefonanschluss. Eine sachliche Stimme erklärte uns ganz ruhig, dass es für Regelsweiler erst in frühestens drei Monaten eine neue Anschlussmöglichkeit geben würde.
Was ein Handy sein soll, wusste damals noch niemand, obwohl es diese Mobiltelefone schon wenige Jahre später geben sollte. War es möglich, unser Geschäft auch ohne Telefon zu betreiben? Viele sagten „Nein“! Unsere Lieferanten schüttelten den Kopf. Auch mancher Kunde sah zweifelnd drein.
Unsere Konkurrenten freuten sich …
Auch meine Frau Tina und ich waren unsicher. Es ging aber doch. Nach drei Monaten bekamen wir den Anschluss. Wir wurden in unserer Ansicht bestärkt, dass bei uns auch alles anders gehen kann als bei anderen Leuten. Sogar in der Zeit mit neuer Adresse und ohne Telefonanschluss steigerte sich unser Umsatz gegenüber dem Vorjahr.
Das erste Mal Messeaussteller
Im für uns ereignisreichen Jahr 1973 beteiligten wir uns zum ersten Mal als Aussteller an einer Schulmesse in Ulm.
Wir konnten viele alte und neue Schulkunden begrüßen. Auch Lieferanten und Konkurrenten schauten vorbei. Bei unseren Rundgängen fanden wir gute, neue Lieferanten. Mit dem Messeerfolg waren wir am Ende sehr zufrieden.
Ein Fehlschlag trifft das Unternehmen
1974 traf unser Geschäft zum ersten Mal ein böser Fehlschlag. Wir hatten damals wohl noch viel zu wenig gesundes Misstrauen entwickelt.
Ein Lehrmittelvertreter, mit dem wir schon zusammenarbeiteten, stellte damals Kontakt zu Dozenten einer Pädagogischen Hochschule her, die gemeinsam mit uns eine Schulbuchreihe für den neuen Mathematikunterricht an Grundschulen herausgeben wollten. Wir sagten „Ja" und schlossen viel zu vertrauensvoll mit den Autoren, dem Vertreter und der Druckerei Verträge ab und räumten unseren Partnern zu großzügige Rechte ein.
Tina und ich wollten viel selbst erledigen. Wir stürzten uns mit dem Ziel, sehr gute Schulbücher herauszubringen, in die Arbeit. Der Band für das erste Schuljahr sollte möglichst schnell fertig werden.
Dann wurde die Zusammenarbeit mit unseren Partnern zunehmend schwierig.
Wir waren erleichtert, als uns die Druckerei alle unsere Verlagsrechte abkaufen wollte. Der angebotene Preis war zwar sehr gering – er lag weit unter unseren bisherigen Ausgaben – aber wir wollten uns sofort von all diesen Unerträglichkeiten befreien und verkauften, auch wenn viel Geld und Zeit verloren waren.
Nachdem wir diesen „Klotz am Bein“ los waren, fragten wir uns natürlich, welche Erfolge uns vielleicht entgangen waren. Tatsächlich entging uns aber gar nichts: Die Buchreihe wurde in Baden-Württemberg zwar als Schulbuch zugelassen, das Schulbuch rentierte sich für die neuen Verleger aber nicht. Als die „Neue Mathematik“ wieder abgeschafft wurde, hatten die Bücher überhaupt keine Chance mehr. Unser Entschluss, zu sagen: „weg mit dem Schaden“, bewahrte uns vor weiteren Verlusten.
Von den Verlusten und dem Ärger mit unseren Partnern konnten wir uns zum Glück schnell erholen.
Von Regelsweiler nach Rindelbach
Von da an wollten uns immer mehr Schulen aus der Region als Stammlieferanten und Problemlöser haben. Wir erzielten immer höhere Umsätze. Zur Abwicklung derselben brauchten wir erneut dringend mehr Platz.
Platz fehlte uns auch im Wohnbereich, die Ankunft unseres Sohnes Ulrich stand bevor. Wir suchten nach einem größeren Haus. Wir fanden es in Rindelbach, einem Ortsteil von Ellwangen, und zogen im Juli 1976 um. Die Geschäftsräume kamen ins Erdgeschoss des erworbenen Hauses. Damals musste ich von Ellwangen aus hauptsächlich Schulkunden im Umkreis von ca. 150 km besuchen.
Mit dem Bedarf an neuen Lehrmitteln wächst auch das Unternehmen …
Auf unsere wichtigsten Kunden, die Grundschullehrerinnen und -lehrer, kam damals schon wieder eine Lehrplanänderung zu. Die erst vor wenigen Jahren eingeführte Reform des Mathematikunterrichts wurde rückgängig gemacht. Die alten Lehrmethoden kamen aber nur teilweise wieder.
Wir konnten daher gute, neuartige Lehrmittel in größerem Umfang verkaufen. Auch unsere Steckwürfel verkauften sich weiterhin gut. Das brachte uns voran und wir kamen nach und nach zu Eigenprodukten.
Mit dem anhaltenden Wachstum unseres Unternehmens waren wir auch in der Rindelbacher Zeit sehr zufrieden. Viele Schulen in einem weiten Umkreis kannten uns und wir freuten uns sehr über unseren guten Ruf.
Lehrkräfte oder Schulsekretariate riefen meistens an, wenn sie für die Schulen etwas bestellen wollten oder meinen Besuch wünschten. Ich erhielt sehr viele Termine. Zu Besuchen an Schulen, die ich als Neukunden gewinnen wollte, blieb dagegen nur noch wenig Zeit.
Bestellte Waren lieferte ich so oft es ging persönlich aus. Dadurch ließen sich die Kunden an uns binden. Es ergab sich fast immer eine gute Gelegenheit zum Vorstellen von Neuheiten.
… und der Personalbedarf
In der Zeit kam so viel Büroarbeit auf uns zu, dass sie von Tina und mir kaum noch alleine bewältigt werden konnte und wir stellten unsere erste Angestellte ein. Von da an trat immer wieder Personalbedarf ein.
Mitarbeiter finden und Arbeitsräume bereitstellen war damals oft schwierig, weil der Betrieb in unserem Wohnhaus untergebracht war. Trotzdem wollten wir uns vergrößern.
Zuerst glaubten wir hauptsächlich mit dem Einsatz von mehr Vertretern wachsen zu können. Es war noch nie ganz leicht, geeignete Handelsvertreter zu finden. Aber in den späten 1970ern und in den 1980er Jahren, gab es in Deutschland – ganz im Gegensatz zur aktuellen Situation – eine fürchterliche Lehrer-Arbeitslosigkeit.
Darunter litten vor allem Berufsanfänger. Nach dem Studium und der Referendarzeit wurden nur noch ganz wenige Referendarinnen und Referendare sofort als Lehrkraft eingestellt. Ein großer Teil kam auf eine Warteliste.
Interessierten konnten wir zur Überbrückung eine Außendiensttätigkeit anbieten. Einige junge Leute machten davon Gebrauch. Sie arbeiteten erfolgreich. Sowohl sie als auch wir, waren sehr zufrieden.
Der Betzold Katalog wird bunt
Noch viel mehr neue Kunden, als die zusätzlichen Vertreter, brachte uns damals, in den frühen 1980er Jahren, die Werbung mit Prospekten und Katalogen ein. Wir erweiterten dieselbe, indem wir unsere Drucksachen jetzt an die Schulen der ganzen Bundesrepublik schickten.
Wir verbesserten die Kataloge wesentlich, weil wir diese jetzt farbig druckten. Der Vierfarbdruck war in dieser Zeit noch teuer und umständlich. Die Farblithos konnten nur in einer der wenigen Reproanstalten produziert werden. Es lohnte sich aber und der erhoffte Erfolg trat ein.
Wie sich der kleine Betrieb zu einem Versandhandelsunternehmen entwickelt, erfahrenSie im dritten Teil der Firmengeschichte.
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